SWR1 3vor8

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Krisen gehören anscheinend zum Leben dazu. Die „Midlife-Crisis“ hat es schon vor vielen Jahren zum geflügelten Wort geschafft. Aber auch in der Pubertät, beim Ende einer Beziehung oder wenn eine geliebte Person stirbt geraten Menschen in eine Krise. Dann kommen Fragen auf. Und ich muss entscheiden. Will ich so weitermachen oder etwas ändern? Bei ganz schlimmen Krisen lautet die Frage manchmal sogar: „Wofür lebe ich überhaupt?“

In einer Krise steht die eigene Person im Mittelpunkt. Das ist wahrscheinlich normal so. Aber vielleicht führt es weiter, wenn ich gerade in einer Krise nicht nur auf mich schaue.

In der Bibel gibt es dafür eine Idee: „Ob wir leben oder sterben – immer gehören wir zu Gott“ (Röm 14,8b). Das hat Paulus in einem Brief an die Gemeinde in Rom geschrieben. Über einen Teil davon wird heute in vielen evangelischen Gottesdiensten gepredigt. Paulus bringt Gott ins Spiel. „Ob wir leben oder sterben – immer gehören wir zu Gott.“ Für Paulus ist klar, dass das auch in einer Krise gilt. Also dass Gott bei mir bleibt. Denn manchmal, wenn ich in einer Sinnkrise stecke, verliere ich mich darin. Ich sehe dann nur noch die Krise. Nur noch das, was schlecht ist. Oder die große Frage und die Entscheidung, die ich treffen muss. Das lähmt mich. Mein Leben bleibt dann in der Krise stecken.

Paulus sagt dagegen, dass Gott mitgeht. Durch alle Krisen. Sogar durch die Größte. Das Sterben. Paulus ist sich sicher, dass Gott sich selbst vom Tod nicht aufhalten lässt. Egal, was passiert. Gott geht mit mir. „Ob ich lebe oder sterbe.“ Das Problem ist aber, dass ich das in einer Krise oft nicht richtig spüren kann. Denn in der Krise sehe ich nur noch Krise.

Ich finde deswegen gut, dass Paulus im Plural schreibt. Er schreibt nämlich nicht „Ob ich lebe oder sterbe“. Er schreibt „Ob wir leben oder sterben“. Es gibt nämlich andere Menschen, die auch auf Gott vertrauen. Und manchmal brauche ich deren Hilfe. Wenn ich auf mich und meine Krise fixiert bin zum Beispiel. Dann können sie mit ihrem Gottvertrauen für mich eintreten. Bei mir bleiben, damit ich spüre, dass ich nicht allein bin. Für mich beten. Mir zeigen: Gott lässt dich nicht im Stich.

Das verändert was in mir, wenn ich das wieder neu spüren kann. Gott ist immer an meiner Seite. Ich muss eine Krise nicht allein meistern. Es fällt mir dann leichter, einen Weg zu finden, raus aus der Krise. Vielleicht werden nicht alle meine Entscheidungen gut finden. Aber auch wenn das passiert, Gott wird trotzdem an meiner Seite sein. Und mit mir gehen – egal wie ich mich entscheide. Ich finde: das fühlt sich gut an. Egal ob in der Pubertät oder in der Lebensmitte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23020
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