Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Lasst die Kinder raus. Lasst sie herumstrolchen, sich einmatschen, Schrammen holen. Lasst sie auf Bäume klettern.“ Richtig leidenschaftlich war der Kommentar in einer Tageszeitung. Und ich finde, er hat recht, Eltern zu bitten: „Gebt den Kindern die Natur zurück.“

Wenn es stimmt, was man rausgefunden hat. Die Natur wird den Kindern immer fremder. Kinder können sich nicht mehr entdecken beim Spielen. Und sie wissen immer weniger davon. „Wie viel Eier legt ein Huhn am Tag?“ Hat man Kinder gefragt. „Keine Ahnung.“ Oder „Zwischen 2 und zehn.“ Haben 4 von 5 Kindern geantwortet. Nur eins von 5 hat gewusst: Ein Huhn, ein Ei pro Tag. „Gebt den Kindern die Natur zurück.“ Zum Spielen und leben lernen.

Vielleicht finden Sie es „old school“: Ich bin auf dem Land aufgewachsen und finde: Es ist ein Segen, wenn man mit Natur aufwachsen kann.  Ich glaube, wenn Kinder sich nicht selbst erleben können in und mit der Natur, dann verweigert man ihnen Segen. Und dazu sind Eltern und wir Älteren doch da: Dass wir unseren Kindern ein Leben eröffnen, auf dem Segen liegen kann.

Ich habe in der Natur zum Beispiel gelernt: Leben braucht Zeit. Nichts wächst ohne Zeit. Ungeduld hilft nicht. Disziplin und Beharrlichkeit, die ja. Und Demut. Ich habe im Umgang mit Natur auch etwas von Gott erfahren. Dass ich ihm trauen kann. Jedes Jahr war genug zum Leben da und sogar zum Abgeben für andere.

Die Natur mutet uns auch was zu. Zu-muten, das steck Mut drin und Zumutung: Leben ist nicht ohne. Aber, wir finden auch den Mut, es anzugehen. Also: ‚Mutet Euren Kindern was zu.‘ Als Kind kann man in der Natur auch Mut lernen. Grenzen testen. Dabei fällt man auch mal auf die Nase. Aber es stimmt auch: Wer nicht hinfällt, lernt auch nicht aufstehen.

„Gebt den Kindern die Natur zurück.“ Ich weiß, das ist für Stadteltern nicht leicht. Vor zwei Wochen habe ich im Fernsehen aber ein schönes Beispiel gesehen. Eine Familie mit zwei Kindern hat Urlaub gemacht auf einem Hausboot. Ich glaube, auf den Seen in der Lausitz wars. Anfangs haben die Kids gemault. Die Smartphones hatten kaum Empfang. Aber nach 2 Tagen war das Leben auf dem Wasser eh viel interessanter.

Und Eltern und Kindern haben sich neu kennen gelernt. Der Papa hat beim Manövrieren zB. immer jemand gebraucht. Wann erleben Kinder das? Meine Eltern brauchen mich. Oder: Das Mädchen hat fischen gelernt. Die 4 haben sich als Team erlebt.
Ich glaube, da könnte ganz viel Glück und Segen drauf liegen: „Gebt den Kindern die Natur zurück.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22948
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