Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es ist ein Elend, wenn Menschen aufgrund ihres Glaubens gegeneinander kämpfen. Aber es ist ein Segen, wenn ihnen derselbe Glaube wieder zum Frieden hilft.

So war das mit James Wuye und Muhammad Ashafa. Der eine ist Pfarrer, der andere Imam. Früher waren sie Feinde. Todfeinde. Sie bekämpften sich bis aufs Blut. James als Mitglied einer militanten christlichen Miliz. Muhammad als Führer auf der muslimischen Seite.

Das war vor 18 Jahren. Heute sind sie Freunde und arbeiten Hand in Hand für den Frieden.  Aber nicht mehr mit Gewalt, sondern mit Worten und Friedens-Gesprächen, zu denen sie Christen und Muslime zusammenbringen. In ihrer Heimat Nigeria sieht man den evangelischen Pfarrer und den Imam immer zu zweit. Sie leben es einfach vor, dass Frieden, Toleranz und Freundschaft zwischen Christen und Muslimen möglich ist, auch mit ganz schlechten Erfahrungen. 

Den Hass auf die andere Religion hatten sie schon als Kinder gelernt. Aber irgendwann haben sich beide gefragt: Stehen unsere militanten Operationen tatsächlich unter Gottes Schutz und Segen? Gefällt es Allah wirklich, wenn ich die Ungläubigen mit solchem Hass verfolge?

Schließlich tat Muhammad  den ersten Schritt. Er, der Imam, schlug dem Pfarrer ein öffentliches Gespräch vor. Christen und Muslime sprechen miteinander über ihren Glauben. Und siehe da: Schon bald ging es nicht mehr um das Rechthaben. Schon beim 2. Treffen  ging es um den Frieden und die Nächstenliebe. Nur so können Christen und Muslime gut zusammen leben. Da waren sie sich einig.

Interfaith Mediation Center -interkulturelles Zentrum für Konfliktlösung- heißt die Organisation, die James und Muhammad heute gemeinsam leiten.  Zehn Paare – Imame und Pastoren- sind unterwegs mit der Botschaft: Eure Religionen wollen nicht den Krieg, sondern den Frieden. Ihr seid Töchter und Söhne des einen Gottes, keine Feinde.

Als Christen und als Muslime sind sie überzeugt: Unser  Glaube ist das kraftvollste und das einfühlsamste Instrument, um unsere Gesellschaft wieder menschenfreundlich zu machen.  Sie organisieren Workshops zu gewaltfreier Konfliktlösung für diejenigen, die im Lande die Entscheidungen treffen. Religiöse Führer, Politiker, Unternehmer , Beamte und Jugendliche. Und immer beginnen sie mit einem Gebet, jeder zu seinem Gott. Damit berühren sie die Menschen, weil sie leben, was sie predigen. Weil sie selbst einen weiten Weg gegangen sind: von Unruhestiftern zu Friedensmachern.
Ich frage mich: Warum sollte das, was in Nigeria möglich war, bei uns hier in Deutschland nicht gelingen?

Eine Reportage über James Wuye und Muhammad Ashafa finden sie in der Zeitschrift „Mut, Magazin für Lösungen 1/2016, S.6-17

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22861
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