Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wenn etwas schief gegangen ist, das kann einen fix und fertig machen. Das kann einen so treffen, dass man gar nicht mehr aufstehen kann oder mag.

Aber manchmal machen Niederlagen auch stark. Natürlich, es tut zuerst weh. Aber ich habe doch auch eine Erfahrung gemacht. Ich weiß jetzt, wie es nicht geht. Und kann neu anfangen und es anders und hoffentlich besser machen.
O
ft wundert man sich, wo sie herkommt, die neue Kraft. Eigentlich schien es doch so, als ob alles verdorben und verloren wäre.

Menschen, die an Gott glauben, meinen, dass die neue Kraft von ihm kommt. Schon in den Gebeten der Bibel sagt einer: „Als ich zu dir rief, Gott, gabst du mir Antwort. So weckst du in meiner Seele große Kraft.“ (Ps 138, 3)

Glaubende verlassen sich darauf, dass Gott neue Kraft geben kann. Sie bitten ihn um Hilfe, wenn sie allein nicht mehr weiter können oder nicht mehr weiter wissen. Und staunen oft selbst über den neuen Geist, der sie auf einmal wieder belebt. Wundern sich über die Inspiration, die neue Idee. Sind selber überrascht, wenn sie den Mut finden, etwas Neues anzufangen. Oder noch einmal neu anzufangen.

Ja, sagen sie vielleicht, schön und gut. Aber ich glaube nicht an Gott. Bin ich dann ein hoffnungsloser Fall? Jemand, der keine Kraft findet, wieder aufzustehen?

Ich weiß aus eigener Erfahrung: Die neue Kraft nach einer Niederlage, die fällt nicht einfach vom Himmel. Das merkt man, finde ich, wenn man an die Menschen denkt, die keine Kraft finden und aufgeben. Womöglich sich aufgeben: ‚Ich bin ein Loser, egal, was ich anfasse.‘ Solche Menschen haben oft von Anfang an keine Unterstützung gefunden. Sie erzählen oft nur von den Erwartungen der anderen, die sie nicht erfüllen konnten. Oder von der Enttäuschung, wenn sie nur zweiter oder dritter und eben nicht erster geworden sind. Wer solche Erfahrungen hat, der mag irgendwann nicht mehr aufstehen.

Die anderen dagegen, die auch nach einer Niederlage neue Kraft finden, die erzählen von der Oma,  die immer an sie geglaubt und nicht kritisiert, sondern getröstet hat. Oder von dem Vater, der heil gemacht hat, was kaputt gegangen ist, statt zu schimpfen.

Neue Kraft findet, wer erlebt: Meine Niederlage ist nicht das Ende. Für die anderen nicht – und für mich schon gar nicht. Ich finde, zu solchen Erfahrungen sollen wir einander verhelfen. Den Kindern vor allem. Sie trösten statt zu schimpfen, wenn etwas schief gegangen ist. Ihnen helfen, neu anzufangen und es besser zu machen. Auch für uns Erwachsene ist es nicht zu spät dazu, aufzustehen. Ich bin sicher: Gott gibt dann seine Kraft und seinen Geist dazu.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22792
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