Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Jetzt ist die Zeit der Urlaubsfotos. Wie gehen Sie mit Ihren um? Werden sie irgendwo auf der Festplatte abgespeichert und dann bald vergessen? Oder sortieren Sie die misslungenen aus, ordnen die guten und bearbeiten sie womöglich ein bisschen, damit sie noch schöner aussehen? Dafür wäre jetzt die richtige Zeit, wenn der Herbst langsam anfängt und es abends früher dunkel wird. Jetzt weiß man noch, wie und was da eigentlich fotografiert ist und kann alles notieren und vielleicht sogar beschriften.

Ich finde das wichtig, denn so kann man die Erinnerungen aufbewahren. Die schönen, die lustigen, die bemerkenswerten Momente festhalten. Und was nicht so gut gelaufen ist, das tritt dann in den Hintergrund. Das fotografiert man ja normalerweise nicht.

Aber die Fotos von den schönen Erfahrungen, die sollte man gut aufheben und immer mal wieder anschauen. Meine Erfahrung ist: Das macht die Seele weit. Sicher, es macht einen vielleicht auch ein bisschen wehmütig: Wie schade, dass der Urlaub schon wieder rum ist. Wie schade, dass die schöne Zeit mit den Kindern vorbei ist. Aber es kann eben auch dankbar und froh machen. . Froh und dankbar, dass ich es so gut gehabt habe.

Vor sehr langer Zeit, als es noch keine Fotos gab, haben Menschen Ähnliches erlebt. Die haben dann zu sich selber gesagt: „Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ (Ps 103. 2) In der Bibel kann man das in den Psalmen nachlesen.

Mit geht es manchmal so, wenn ich Fotos anschaue. Dann denke ich: Gott hat es wirklich gut mit mir gemeint.

Die Fotos brauche ich dafür. Denn im Alltag, da drängen sich ja immer wieder die unangenehmen Dinge in den Vordergrund. Die peinlichen Momente. Die ärgerlichen Erfahrungen. Die Enttäuschungen. Ich kenne eine junge Frau, die ist geradezu fixiert auf das, was nicht so gut läuft. Und kann gar nicht sehen, wie vieles gelingt und wie gut sie es hat.

Ich finde, da helfen Fotos. Neulich habe ich Familienfotos durchgesehen. Und die Dankbarkeit hat mich regelrecht ergriffen. Die Dankbarkeit für unzählige schöne Erlebnisse. Natürlich gab es auch viel Ärger und Sorgen. Aber davon habe ich inzwischen das meiste vergessen. Oder es steht jedenfalls längst nicht mehr so im Vordergrund. Davon macht man ja auch keine Fotos.

Jetzt ist die Zeit der Urlaubsfotos. Auch wenn es ein bisschen Arbeit macht. Ich will sie gut aufheben. Damit sie mich später mal erinnern: Es gab doch auch dies. Damit ich sagen kann wie die Psalmbeter in biblischer Zeit: „Ich danke Gott von ganzem Herzen!“

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