Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Sie ist wirklich zum Fürchten, unsere Welt. Jedenfalls haben viele gerade das Gefühl: so schlimm, so verfahren, so bedrohlich wie derzeit war die Welt bisher nicht. Auch mit mir geht dieses Gefühl gern mal durch, wenn ich ihm nachgebe. Natürlich weiß ich mit kühlem Kopf, dass das so nicht stimmt, dazu muss man nur in die Geschichte schauen. Aber wir neigen nun mal dazu, das Vergangene nicht ganz so schlimm zu finden, allein schon deshalb, weil es ja dann doch irgendwie vorbeigegangen ist.

Angst kann man vor allem Möglichen haben. Die tiefste Wurzel unserer Ängste ist wohl die Erfahrung: Da gibt es Mächte und Kräfte, die sind so viel stärker als ich und ich bin ihnen ausgeliefert. Die Naturgewalten haben wir in Jahrtausenden scheinbar gezähmt und erleben heute immer wieder, wie sie zurückschlagen mit Dürre und Überschwemmungen. Wer einmal beim Baden im Meer gegen die Strömung kämpfen musste, der weiß, wie sich Ohnmacht anfühlt. Und die Naturkräfte sind längst nicht alles, wogegen ich machtlos bin. Ich habe ja noch nicht einmal mich selbst und mein Leben im Griff.

„Fürchte dich nicht!“ Das ist einer der Schlüsselsätze in der Bibel. Genau 365 Mal soll er darin zu finden sein. Ich hab’s nicht nachgezählt, deshalb weiß ich nicht, ob das genau so stimmt. Aber das finde ich auch gar nicht so wichtig. Ich mag den Gedanken, der dahintersteht: Egal, wie es sich gerade in mir anfühlt, diese Zusage gilt mir immer: „Fürchte dich nicht!“ Hab keine Angst!

Fast immer geht der Satz in der Bibel noch weiter. Ich will ja schließlich auch wissen, weshalb ich keine Angst haben soll. Und Sätze wie „ist doch alles gar nicht so schlimm“ oder „jetzt reiß dich mal zusammen“, die beruhigen mich nicht wirklich. In der Bibel heißt der zweite Teil des Satzes oft sinngemäß „ich bin bei dir – und ich geb dir die Kraft das durchzustehen“. Mir hat das schon oft geholfen, gelassener zu werden und eine schwierige Situation zu bewältigen.

„Fürchte dich nicht!“ Hab keine Angst! So oft ich Angst bekomme, so oft darf ich mir das von Gott sagen lassen, jeden Tag, jede Stunde. Und auch wenn ich’s gleich wieder vergesse, Gott sagt es mir, sooft ich’s brauche: Hab keine Angst, ich bin doch da. 365 Mal im Jahr, oder auch viel öfter.

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