Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Redet Gott mit Männern? Ich glaube ja, wenn man irgendwo ganz still sitzt, nix mehr sagen muss, nix mehr sagen will und hineinschaut in etwas Weites. Wenn man dabei selbst weit wird, dann kann es passieren, dass man eine Kraft spürt. Dass da etwas ist, das weit über mich hinausgeht und ich bin ein Teil von diesem großen Ganzen.

Solche eine stille Weite kann man zB. erleben an einem offenen Feuer. Wenn man einfach nur still hineinschaut. Sich faszinieren lässt. Feuer hat etwas Magisches. Das Knistern vertreibt die anderen Geräusche. Das Feuer, irgendwie macht es einen weit. Und da ist Zeit, in sich zu gehen.

In der Bibel wird erzählt, dass Mose beim Anblick eines Feuers seine Bestimmung gefunden hat. Als Hirte ist er in der Wüste an einen Dornbusch gekommen. Der brennt. Und er hört eine Stimme, die sein Leben neu orientiert. So einer Stimme kann man nicht ausweichen. Die biblische Geschichte macht klar. Da hat ihm Gott eröffnet, wie es ganz anders weiter gehen soll: Mose soll seine sichere Existenz aufgeben und von jetzt an brennen wie der Dornbusch. Dafür, dass sein Volk endlich frei wird. Und Mose nimmt seine Bestimmung an.

Ich bin nicht Mose und Sie auch nicht. Und es passiert auch nicht jedem, dass einem das Leben  auf den Kopf gestellt wird.
Aber das finde ich wichtig: Mal wieder weit werden und mich fragen, wofür setze ich mich eigentlich ein? Reicht das auch über mich und mein Leben hinaus? Und fragen: Brenne ich eigentlich noch für das, was ich mache?

Ich kenne noch eine zweite Erfahrung, neben dem Feuer, die mich sehr anrühren kann: Wenn ich an einem Strand sitze und die Weite von Meer und Himmel in mich aufsauge. Auch da kann es passieren: Auf einmal legt sich die Unruhe der tausend Gedanken, die einen sonst immer festhalten. Die Weite von Meer und Himmel öffnet mich, über mich selbst hinaus. Für mich passt zu solchen Momenten ein altes Gebet aus der Bibel. Ich stelle mir vor, das haben schon viele Männer am Meer sitzend empfunden oder auch still vor sich hin gesprochen:

Gott, Du erforschst mich und kennst mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst mich und meine Gedanken. Du umgibst mich von allen Seiten und hältst deine Hand über mir. Das ist mir zu wunderbar und zu hoch, richtig begreifen kann ich das nicht. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22681
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