Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wie hört es sich an, wenn Gott mit einem Mann redet? Ich glaube, Gott redet oft mit uns Männern, bevor wir uns zu etwas überwinden. Bevor ich einen ängstlichen Rückzieher machen will, flüstert er ins Ohr: „Trau Dich.“ Meine Erfahrung ist: Wenn man Gott dann zuhört und sich anschließend überwindet, das ist cool und dann ist man zu Recht stolz.
Es tut gut, wenn man sich überwindet. Endlich drübersteigen über eine Grenze, die einen lange gefangen hat.

Wie ein Bekannter: Der hat sein Lebtag nicht richtig lesen gelernt. Bei anderen ist es das Tanzen oder wirklich zu lieben. Bei ihm das Lesen: Es hat viele Situationen gegeben, in denen er es gern gekonnt hätte. Aber sich überwinden und als „alter Kerl“ noch lesen lernen. Dazu hat ihn erst eine Einflüsterung vom lieben Gott gebracht. Genauer: Eine neue Liebe. Sie liebt Bücher. Die Liebe hat ihm geflüstert: Es wäre doch schön, miteinander zu lesen. Da er hat sich überwunden und hat es gelernt.

Es tut so gut, wenn man sich überwinden kann. Ich weiß das von mir. Ich geh nicht gern ins Krankenhaus oder Altenheim. Oder mögen Sie, wie es dort oft riecht? Es kostet mich immer noch Überwindung, einen Krankenbesuch zu machen. Und darum brauch ich das, dass Gott mir was zuflüstert: ‚Wenn Du eine Operation hast, bist Du auch froh, wenn jemand zu Besuch kommt. Gib‘ Dir einen Ruck.‘ Wenn ich mich dann überwinde, merk ich meistens, ich habe mir die Hürde viel größer geredet als sie war.

Es tut gut, auf das Flüstern Gottes zu hören, das immer dann kommt, bevor man sich zu etwas überwinden muss. Ich glaube, besonders für uns Männer war das schon immer eine Krux: Im Alten Testament wird auch so eine Geschichte erzählt. Von zwei Brüdern. Die völlig überkreuz miteinander waren. Der Jüngere hat den Älteren betrogen hat. Ums Erbe. Der Jüngere ist vorsichtshalber ins Ausland abgehauen. Aus Angst vor der berechtigten Wut des Älteren. Aber irgendwann hat er dieses Flüstern nicht mehr aus dem Kopf gekriegt: „Mach mit Deinem Bruder Klar-Schiff. Bleib nicht unversöhnt. Das frisst Deine Seele auf und ihr gebt es weiter an Eure Kinder.“ Jakob, so hieß der Jüngere, hat sich überwunden. Dann hatte er noch mal eine schwere Nacht. Aber danach ist er entschieden und klar, bittet seinen Bruder um Verzeihung. Und die beiden versöhnen sich. Es tut gut, zu hören, was Gott flüstert und sich zu überwinden. Wie gut, habe ich vor Kurzem auf einem T-Shirt gelesen: „Pain is temporary, glory is forever“. Der Schmerz, der geht vorbei, der Ruhm, der bleibt.“

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