Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Mami, kommst du jetzt?“, die kleine Vierjährige stand erwartungsvoll vor Ihrer Mutter. Es war auch schon spät geworden bei meinem Besuch in der jungen Familie. Die Mutter gab der Kleinen einen Gute-Nacht-Kuss, machte ein Kreuzzeichen auf ihre Stirn und sagte dabei ganz zärtlich: „Gott segne dich“.

Später haben wir über dieses Einschlafritual, diesen Segen gesprochen. Wir waren uns einig: Wir können unsere Kinder ja nicht überall hinbegleiten, aber wir können sie auf diese Weise Gott anvertrauen. Der Segen bringt zum Ausdruck: was ich zum Leben brauche, ist nicht käuflich. Segen ist ein Geschenk Gottes, die Erfahrung, dass er dabei ist, mitten in unserem Leben.

 Früher haben sich die Menschen sehr oft im Alltag gegenseitig den Segen Gottes gewünscht, zum Beispiel, wenn sie: „Grüß Gott“, oder „Ade“ gesagt haben. „Grüß Gott“ heißt eigentlich „Segne dich Gott“ – denn „grüßen“ bedeutete früher auch segnen. Und „Ade“ kommt von „à dieu“, gleich: „Gott befohlen“.

Dabei geht es beim Segen nicht darum, dass wir vor allem Bösen beschützt werden – schön wär’s. Vielmehr ist Segen das Geschenk Gottes, dass er mit mir durch mein Leben gehen wird.

Denn leider erleben auch gesegnete Menschen schlimmes Leid in ihrem Leben. Ich muss dann immer an Psalm 23 denken: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn dein Stecken und Stab trösten mich“.

Das finstere Tal verschwindet nicht einfach aus meinem Leben, weil mich jemand gesegnet hat. Aber es wird leichter, wenn Gott mir auf meinem Weg seinen Segen schenkt, seine Gegenwart. Ich muss nicht alles alleine schaffen. Gott ist an meiner Seite, er tröstet und hält mich – gerade im finsteren Tal.

 Manchmal vergesse ich das. Aber sagt jemand: „Grüß Gott“ zu mir und ich werde daran erinnert. Auch wenn die Person das vielleicht nur so dahingesagt hat, nehme ich es bewusst als Segen Gottes an. Dann werde ich gelassener, spüre: Er ist tatsächlich bei mir ist und bei meinen Kindern.

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