Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Die Batterien wieder aufladen“ – das sage ich, wenn ich spüre , dass es wieder mal an der Zeit ist, mich zu entspannen, eine Auszeit zu nehmen. Doch was ist das für ein eigenartiger Spruch – auspowern, wieder aufladen, auspowern, wieder aufladen …! Und in welche Richtung führt das? Was soll auf Dauer dabei herauskommen? 

Damit das nicht zum „Hamsterrad“ wird, möchte ich mich immer wieder fragen: „Warum bin ich hier? Führe ich ein einigermaßen erfülltes Leben?“ – Wenn ich mich auf solche Fragen einlasse, muss ich mir eingestehen: Vielleicht gibt es in meinem Leben noch etwas anderes als das, was ich schon immer kenne. 

So unterschiedlich die Lebensentwürfe auch sind, eines scheint vielen Menschen gemeinsam zu sein: Sie treffen Entscheidungen nicht auf Grund eigener Überlegungen, sondern auf Grund anderer, fremder Einflüsse – die gut gemeinten Ratschläge der Familie, sozialer Druck oder weil es die Tradition so will. Trotzdem: Auch wenn ich meinen Platz in der Welt nicht immer frei bestimmen kann, so habe ich doch die Möglichkeit, ihn zu gestalten. 

Und ich möchte aufpassen, denn: Wenn ich nicht mehr auf das bedacht bin, was ich gerne tue, was mich erfüllt - dann verbrauche ich kostbare Energie mit einer Menge anderer, oft nutzloser Dinge. So hat jemand herausgefunden, dass er hochgerechnet auf sein Leben mehr als ein Jahr mit überflüssigen Mails und unnützer Werbung verbringt. 

Trotz allem, was uns beigebracht wird, was wir glauben sollen, was uns die Werbung aufschwatzt, um glücklich zu sein – ich möchte nicht vergessen: dass ich mein Leben in Freiheit auch selbst kontrollieren, Entscheidungen selber treffen sollte. Selbst auf die Gefahr hin, dass manches schief geht oder gar scheitert. 

Da gibt es kein Patentrezept. Manche meditieren. Manche machen sich Gedanken, wenn sie ihre Lieblingsmusik hören. Viele verbringen Zeit in der Natur. Andere unterhalten sich gerne mit Freunden oder fremden Menschen. Wieder andere finden ihre Antwort in Büchern, Antwort in der Religion. 

Meine Freiheit bleibt eine Gratwanderung. Der Schriftsteller Reinhold Schneider (1903-1958) hat das so gesagt: „Der Mensch muss das Wagnis seiner Freiheit auf sich nehmen und damit auch die Möglichkeit, dass er an ihr scheitert.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22495
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