Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Eine Frau - aufgefahren in den Himmel. Die Rede ist von Maria, der Mutter Jesu. Katholische und orthodoxe Christen feiern heute dieses Fest „Mariä Himmelfahrt“ mit Gottesdiensten und Prozessionen. Doch viele können damit nichts anfangen, auch evangelische Mitchristen. Bis heute belastet dieses Fest auch das ökumenische Gespräch. Ich weiß nicht, ob das so sein muss. 

„Mariä Himmelfahrt“ heißt das Fest im Volksmund. Die offizielle Lesart lautet: „Mariä Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit“. Das bedeutet für mich: Gott hat Maria in neuer, verwandelter Gestalt zu sich geholt, in seine Nähe. Maria ist für immer ganz bei Gott. - Christen hoffen das für jeden Menschen, der stirbt. Diese Hoffnung steht im Zentrum jeder Predigt, die ich bei einer Beerdigung halte. 

Dass es so ist, dürfen wir hoffen. Wie es geschieht, ist Sache Gottes, das dürfen wir getrost ihm überlassen. Das entzieht sich jeder Erfahrung und jeder Spekulation. 

Die Aufnahme Marias in das Reich Gottes ist für mich ein Fest der Hoffnung, dass Gott uns nicht im Tod fallen lässt, sondern uns aus dem Tod neu erschafft für das endgültige Leben bei ihm. 

Interessant ist für mich auch das Wort „Aufnahme“. Freunde nehmen mich herzlich auf. Im Urlaub wurde ich herzlich aufgenommen und habe so richtig Gastfreundschaft genossen. Ich denke auch an einen Aufenthalt im Krankenhaus. Ich fühlte mich gut aufgenommen. Das Gegenteil wäre: abgewiesen werden, außen vor bleiben. 

Die Aufnahme von Maria in die himmlische Herrlichkeit ist für mich ein Fest von tiefer Bedeutung. Ich hoffe für mich und für alle Menschen, dass Gott uns einmal – wie Maria – für immer aufnimmt. Neu und verwandelt. Mit meiner ganzen Lebensgeschichte: mit Freud und Leid, mit allem, was ich erlebt, erhofft, aber auch nicht verstanden habe. Mit allem, worin ich – vielleicht - auch gescheitert bin. Eben mit meinem ganzen Packen Leben. 

Ich feiere heute – am Fest „Mariä Himmelfahrt“ – vor allem die „Aufnahmebereitschaft“ Gottes. Dass Gott aufnahmebereit ist wie kein anderer.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22491
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