Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Auch die längste Reise beginnt mit einem ersten Schritt, sagt man. Das ist wahr. Aus einer ersten schüchternen Verabredung kann eine große Liebe werden. Weil eine erschöpfte schwarze Putzfrau es wagte, sich auf einen Platz zu setzen, der für Weiße reserviert war, kam es schließlich zur Abschaffung der Rassentrennung in den USA. Und dass eine Handvoll unverzagter Christen sich jahrelang zu Gebeten für den Frieden trafen, half am Ende mit, dass die Mauer in Berlin geöffnet wurde. Vielleicht nicken Sie jetzt mit dem Kopf, weil sie das auch schon erlebt haben. Auch der längste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Und wer den nicht wagt, der kommt nie ans Ziel.
Und der Glaube? Wie fängt der an? Da meinen viele, der fiele irgendwie vom Himmel. Mit einem Schlag ist er da. Das gibt es auch, zweifellos. Aber wem das nicht passiert, hat der einfach Pech gehabt? Muss man dann sagen: Da kann man nichts machen, Glauben ist nicht mein Ding. Viele sagen das und manche bedauern es.
Muss man sich damit abfinden? Oder kann man etwas tun, damit der Glaube wächst, der Menschen Trost geben kann und Hoffnung? Auch der längste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Wie könnte so ein Schritt aussehen? Wo kommt der Glauben her? Und was könnte ein erster Schritt dahin sein?
"Der Glaube kommt aus der Predigt!" hat der Apostel Paulus den ersten Christen versprochen. Ich weiß nicht, ob er dabei an unsere Sonntagspredigten gedacht hat. Eines aber leuchtet mir ein: Der Glaube kommt aus dem Zuhören. Und aus dem Hinsehen. Glauben kann da anfangen, wo ich mir anhöre wie das bei anderen war. Wenn jemand mit mir teilt, was ihn tröstet. Oder wenn zum Beispiel Eltern ein Buch mit Kindergebeten geschenkt bekommen und daraus vorlesen und merken, wie gut das tut. Wenn einer mir sagt, ich halte mir ganz bewußt den Sonntag frei, damit ich mit anderen zusammen leben und danach fragen kann, was unsere Ziele sind und was Gott mir mir vorhat. Und ich es dann auch probiere und spüre: ja, das ist gut. Das gibt mir Ruhe und Halt. Dann kann Glauben wachsen.
Hinhören, hinsehen, vielleicht auch sich erinnern, vielleicht auch die fragen, die schon ein bisschen weiter sind auf dem Weg des Glaubens. Das wären vielleicht erste Schritte. Und Gottes Geist wird machen, dass Glauben wächst, damit Menschen den Trost und die Hoffnung finden, die sie brauchen.
Jede lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt, auch der Glaube. Gott gebe uns Mut zu ersten Schritten, wo sie nötig sind .
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2248
weiterlesen...