Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es kann passieren, dass einem zuviel wird, was man sich vorgenommen hat. Wenn dann noch unvorhersehbare Schwierigkeiten auftauchen oder irgendwer zu meckern anfängt dann möchte man am liebsten alles hinschmeißen. Eigentlich ist das eine ganz alltägliche Geschichte. Ich möchte nicht wissen, wie vielen das irgendwann so passiert. "Burn out" nennen die Psychologen das: „Ausgebrannt“. So eine Geschichte erzählt auch die Bibel. Die zeigt mir: Das kann jedem passieren. Das ist sogar Mose passiert, dem großen Führer seines Volkes.
Über Monate und Jahre hatte er sein wanderndes Gottesvolk durch die Wüste geführt. Heraus aus der Sklaverei in Ägypten. Durch die Wüste. Auf der Suche nach der besseren Zukunft im gelobten Land. Ein großes Ziel. Aber der Weg war lang. Es gab Hunger und Durst, Krankheiten, Schlangen, und jeden Tag diese öde Wüste… Die Leute jammerten und beklagten sich. Irgendwann wurde das dem Mose zuviel. Er wollte nicht mehr und konnte nicht mehr. Und Mose gibt das zu. Es ist ihm egal, ob andere das für eine Schwäche halten. Er merkt: es hat keinen Sinn, so zu tun, als ob ich alles im Griff habe und mit links schaffe. Er weiß, wenn niemand mir hilft, geht demnächst gar nichts mehr. Da beklagt Mose sich bei Gott, mit dem konnte er, heißt es, reden wie mit einem Freund: Wieso eigentlich immer ich? Fragt er. Ich kann nicht mehr und mag auch nicht mehr. Und Gott gibt ihm einen ganz alltäglichen Rat. Such dir Hilfe und Helfer. Such 70 bewährte Männer aus, denen will ich meinen Geist geben, genau wie dir. Dann könnt ihr eure Aufgabe gemeinsam lösen.
Aber das ist doch banal, für so einen Rat brauche ich keine biblische Geschichte, sagen Sie vielleicht. Aufgaben delegieren, das rät einem doch jeder Organisationsberater. Das stimmt natürlich.
Aber ich finde die Sache mit dem Geist so wichtig. Gott weiß anscheinend, wie schwer es Menschen fällt, Aufgaben abzugeben und anderen etwas zuzutrauen.Deshalb erinnert er ausdrücklich: Auch die anderen, die dazu kommen und mitmachen, haben Gottes Geist. Denen kann man etwas zutrauen. Manchmal meint man ja: das kann niemand so gut wie ich. Nein! Auch die anderen haben Gottes Geist. Auch sie haben Ideen. Vielleicht wäre ich auf die niemals gekommen. Auch sie haben Fähigkeiten, andere als ich. Aber vielleicht kommt wieder Schwung und Energie in unsere gemeinsames Tun, wenn wir es mal anders angehen.
Gottes Geist beflügelt die, die mit mir zusammen arbeiten. Wenn ich mir das sage, kann ich sie machen lassen. Und auf einmal geht es wieder leichter und mit neuem Schwung.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2246
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