Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Netz der globalen Herausforderungen“ stand über dem Schaubild. Ich habe es neulich im Schulordner meiner Tochter gesehen: Viele verschiedene Begriffe und Pfeile, kreuz und quer durcheinander. Ein einziges unübersichtliches Chaos. Überschrift, wie gesagt, „Netz der globalen Herausforderungen“. Flucht, Krieg, Armut, knappe Rohstoffe, Wasserkonflikte, Anstieg des Meeresspiegels – vor fast 50 solcher Herausforderungen steht die Menschheit. Und alles hängt irgendwie miteinander zusammen.

Mein erster Gedanke war: Da blickt doch keiner mehr durch. Wo soll man anfangen? Das ist doch alles gar nicht mehr zu schaffen. Schon gar nicht allein.

Für mich als Christ ist es tröstlich, dass wir Menschen das auch gar nicht alleine schaffen müssen.
„He’s got the whole world in his hands“, heißt es in einem amerikanischen Kinderlied, Gott „hat die ganze Welt in seiner Hand“. Letztlich ist diese Welt – mit all ihren Herausforderungen –umschlossen von Gottes Fürsorge.

Auch der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz hat das so gesehen. Er hat vor rund 350 Jahren gelebt. Schon damals war Leibniz bewusst, dass die Welt unendlich kompliziert ist und alles wie in einem riesigen Netzt miteinander zusammenhängt. Er war der Ansicht: Gott lässt den Menschen ihren freien Willen. Er hindert sie nicht daran, falsche Entscheidungen zu treffen und auch Böses zu tun. Deshalb bleiben Katastrophen nicht aus, und es gibt Leid in der Welt. Aber Leibniz war davon überzeugt: Gott sorgt dafür, dass die Dinge nicht völlig aus dem Ruder laufen. Es kommt nicht so schlimm, wie es kommen könnte.

 „He’s got the whole world in his hands“ – das heißt auch: Gott bringt die Welt durch alle Herausforderungen und Katastrophen hindurch zu einem guten Ende.

Die Welt ist umschlossen von der Fürsorge Gottes. – Davon kann ich oft wenig sehen. Die Bilder von den Katastrophen dieser Welt, die einen täglich erreichen, scheinen dagegen zu sprechen. Dass ich trotzdem zuversichtlich sein kann, ist eine Frage des Glaubens, des Vertrauens. Aber ich denke, das Vertrauen auf Gottes Fürsorge ändert auch etwas. Es bewahrt mich davor, zu verzweifeln und gibt mir Hoffnung. Und dann kann ich auch etwas tun. Dieses Gottvertrauen hilft mir, den Kopf aus dem Sand ziehen und die Hände aus dem Schoß zu nehmen und an irgendeiner Stelle anzupacken, ganz im Kleinen. Ich kann zum Beispiel weniger und dafür hochwertigeres Fleisch kaufen. Das ist vielleicht nicht viel, angesichts der vielen Herausforderungen. Aber ich muss sie ja auch nicht alleine meistern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22446
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