Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal braucht es nur einen kleinen Anstoß, um etwas Großes in Gang zu bringen. Gerade da, wo man beinahe unlösbare Probleme sieht, die einen ganz mutlos machen, gerade da fängt die Lösung oft ganz klein an.
Ich möchte Ihnen so eine Geschichte erzählen. Ich habe sie nicht selbst erlebt, nur in der Zeitung davon gelesen. Aber sie hat mir Mut gemacht und deshalb möchte ich Ihnen das weiter geben:
Es ist die Geschichte von Nuran, einer türkischen Frau. Seit 18 Jahren lebt sie in Deutschland. Aber von ihrer Stadt kannte sie bisher nur den Weg zum einkaufen und den zu ihrer Freundin. Sie sprach auch kaum deutsch. Immer war sie allein zu Hause.
„Das war so langweilig!“ hat sie gesagt. Ich glaube, es gibt viele Frauen, denen es ähnlich geht. Eines Tages hat Nuran dann gelesen, dass es im Stadtteilzentrum einen Fahrradkurs für Migrantinnen gibt. An dem Tag wurde alles anders. Nuran hat sich angemeldet. Sie beschreibt ganz drollig, wie schwierig es für eine erwachsene Frau ist, Fahrradfahren zu lernen. Aber sie gibt nicht auf. Sie schafft es. Dabei lernt sie andere Frauen kennen. Sie ist nicht mehr allein. Und gemeinsam lernen sie auf ihren Übungsfahrten ihre Stadt kennen. Nuran hat außerdem durch diesen Fahrradkurs das Mütterzentrum kennen gelernt. Dort gibt sie jetzt Kochkurse. Dafür bekommt sie 4,15 Euro in der Stunde. Das Geld spart sie, für den Führerschein. Nurans Leben ist anders geworden. Sie selbst hat sich verändert. Sie lebt jetzt gern in ihrer Stadt, sagt sie, hat entdeckt wie schön es da ist. Und sie ist nicht mehr allein. Wer weiß, was noch alles kommt. (cf Chrismon, 9/2007; S 54)
Angefangen hat es mit einem kleinen Schritt. Jemand ist auf die Idee gekommen, diesen Fahrradkurs anzubieten. Eine Frau hat sich angemeldet. Eigentlich nichts Besonderes. Aber genau das, was diese Frau gebraucht hat. Niemand hat geahnt, was daraus werden könnte. Vielleicht hat es auch niemand erwartet. Aber am Ende ist alles anders und aus einem ganz unscheinbaren Anfang hat sich viel neues Leben entwickelt. Genau so eine Geschichte hat übrigens Jesus vom Reich Gottes erzählt. „Die Welt, die so ist, wie Gott sie haben will“ hat er gesagt, „mit der ist es wie mit einem Senfkorn. Das nahm ein Mensch und säte es in seinen Garten. Da wuchs es und wurde ein Baum und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen." (Lk 13, 19)
Das ist auch so eine Geschichte, die mir Mut macht. Sie macht mir Mut, kleine Schritte zu tun. Mal sehen, was daraus wird.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2243
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