Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Die Gewalt hört nicht auf. Im Gegenteil: Anscheinend wird sie immer mehr. Vorgestern in Nizza das Attentat, mehr als 80 Tote und viele Verletzte. Davor der Anschlag auf einen Schwulenclub in Florida, Anschläge in Bagdad, in der Türkei, in Somalia, in Paris, immer wieder Nachrichten von rassistischer Gewalt in den USA. Immer wieder neu: Tote und Verletzte, vor Angst schreiende Menschen, verzweifelte Angehörige.

Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das ist, wenn ein Angehöriger bei so einem Gewaltausbruch ums Leben kommt. Menschen gehen zu einem Fest gehen und werden dort mutwillig überfahren. Mein Sohn ist mit dem Auto unterwegs  und nicht zurückkommt: Erschossen. Oder ein Familienvater, der Polizist ist und deswegen getötet wird, aus Hass. Wie schrecklich.

Was kann man tun? „Pray for Nizza“ heißt es jetzt im Internet. Vorher „Pray for Paris“ und „Pray for Orlando”. Anscheinend spüren viele: Beten könnte helfen. Beten für die Opfer und vor allem für ihre Angehörigen. Dass sie Trost finden. Menschen, die mit ihnen aushalten und ihnen beistehen. Dass sie nicht verloren gehen in ihrem Schmerz. Dass sie sich gehalten fühlen in Gottes guten Händen. Und dass der Hass sie nicht überwältigt. Dass Rachegedanken ihre und unsere Welt nicht noch mehr verfinstern. Dass ihre und unsere Herzen stark und tapfer werden[1], nicht von Angst, Verzweiflung und Gewalt zerfressen.

Ich weiß, und wir sehen es ja immer wieder: Menschen können viel Unheil anrichten. Aber dass unsere Herzen trotzdem nicht von Hass und Verzweiflung bestimmt werden, dafür können wir beten. Ich will das jedenfalls tun. Jetzt erst recht. Vielleicht können Sie es ja auch.

Denn ich fürchte: Die Gewalt können wir nicht aus der Welt schaffen. Jedenfalls nicht mit Gegengewalt. Zwar ist jetzt wieder vom Kampf gegen den Terror die Rede. Der Ausnahmezustand in Frankreich wird verlängert. Die Polizeikräfte auch bei uns werden aufgestockt. Das ist sicher nötig. Aber es gibt keinen verlässlichen Schutz. Gewalt fordert immer neue Gewalt heraus.

Dass dieser Kreislauf endet, darum sollten wir Gott bitten, finde ich. Dass sich  Menschen ändern. Ein neues Herz, heißt das in der Bibel. Ein neues, festes Herz und einen neuen Geist. Darum können und sollten wir beten, finde ich. Nur so kann die Gewalt aufhören. Wenn die Menschen umdenken. Wenn Barmherzigkeit in ihren Herzen ist und nicht Hass und Rachegedanken.

Sie finden das naiv, zu beten in Zeiten der Gewalt? Vielleicht ist es das. Aber mir tut es gut. Und wenn Sie es nicht können: Passen Sie auf ihr Herz auf!



[1] Es ist nützlich und gut, wenn das Herz fest wird. Das geschieht durch Gnade. (Hebr 13,9)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22338
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