Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute an „Michaeli“, da Tag und Nacht sich gleichen, stehen drei „Lichtgestalten“ im kirchlichen Fest-Kalender, die Erz-Engel Michael, Gabriel und Raffael. Sie sollen Licht bringen in die zunehmende Dunkelheit dieser Jahreszeit, aber auch in so manche Finsternis im eigenen Leben.

Im letzten Buch der Bibel, der „Geheimen Offenbarung“, ist von einer gewaltigen Auseinandersetzung im Himmel die Rede: Michael – ins Deutsche übersetzt: „Wer ist wie Gott?“ – kämpft mit seinen Engeln gegen den Drachen, den Satan, den Verderber. Er wird er mitsamt seinen Vasallen auf die Erde gestürzt.

Im Himmel scheint die Sache ausgestanden, aber jetzt haben wir den Ärger. Wir müssen ganz real mit dem Bösen rechnen. Immer wieder bricht es sich Bahn – wie etwa in jenem sadistisch-bestialischen Mord an einem jungen Mann, der uns gegenwärtig erschüttert. Kaum ein Tag, da wir nicht mit Missbrauch und Gewalt konfrontiert werden.

Nicht selten nähert sich das Böse aber auch auf ganz leisen Sohlen: Maßlose Gier tarnt sich raffiniert in ethisch fragwürdigen Wirtschaftssystemen oder in korrupten Regimes. Ja – es pervertiert sogar das Heiligste, was wir haben, die Religion. Auch sie wird missbraucht als Vehikel für Tod und Gewalt. Eigentlich brauchen wir gar nicht lange zu suchen: Das Böse ist in uns allen, akkumuliert und entlädt sich immer wieder aufs Neue bis hin zu Völkermord und Krieg.

War dann diese Entscheidungsschlacht im Himmel nichts anderes als ein Scheingefecht? Ist wieder mal der Wunsch der Vater des Gedankens? Die Vision in der Geheimen Offenbarung ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als eine Mutmach-Geschichte. Vertraut darauf, will sie uns sagen, der Teufel hat im Himmel nichts mehr zu melden, die Sache ist ein für allemal erledigt. Gott hat den Diabolos, den Störer und Verwirrer fest im Griff und unter seiner Kuratel. Er rumort noch bei euch auf der Erde herum. Daher, so heißt es wörtlich in diesem biblischen Text, „ist seine Wut groß, weil er weiß, dass ihm nur noch kurze Zeit bleibt..“

Die weiß er allerdings zu nützen! Und zwar am meisten dann, wenn wir Winzlinge uns überheben und selber sein wollen wie Gott. Das kommt dem Satan bekannt vor, das ist sein Ding! Da wittert er sozusagen noch einmal Morgenluft.

Der Erzengel Michael stellt auch uns die entscheidende Frage: „Wer ist wie Gott“? An uns liegt es, ob wir dem Bösen Raum geben oder es besiegen durch das Gute.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2227
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