Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wozu brauche ich Gott? Die Frage hat ein junger Mann im Internet gestellt. Ich möchte ihm heute Morgen meine ganz persönliche Antwort geben. Ihm und allen, die genauso fragen:
Ich vertraue auf Gott und mein Gottvertrauen macht mich zuversichtlich

Ich will Ihnen erzählen, wie ich das meine: Als meine Söhne fertig waren mit der Schule bzw. mit ihrer Berufsausbildung, da sind sie auf Reisen gegangen. Der eine zu Fuß von Flensburg bis Tübingen, der andere mit dem Fahrrad in Südamerika von Bolivien bis Feuerland. „Was da alles passieren kann,“ haben Freunde gesagt, und den Teufel an die Wand gemalt. Ich habe mir auch Sorgen gemacht. Als die Jungs aufgebrochen sind, habe ich gesagt: ‚Behüt‘ euch Gott. So wie immer, wenn sie neue Wege gegangen sind. Das hat mich ruhiger gemacht und den Abschied leichter.

Als sie dann heim gekommen sind, da habe ich gestaunt – über die Muskeln, die gewachsen sind beim Laufen und Radfahren. Und ich habe gemerkt: Da sind nicht nur die Muskeln gewachsen, sondern auch ihr Selbstvertrauen. Und, vielleicht noch wichtiger: Das Vertrauen in die Welt und in die Menschen. Es war gut, dass sie das damals gemacht haben. Und für mich habe ich gelernt: Gottvertrauen hilft, anderen etwas zuzutrauen.

Als sie zurück waren, haben wir ein Fest gefeiert und ich habe gesagt: „Danke Gott, dass du sie behütet hast“. Ich war froh und erleichtert, dass sie gut wiedergekommen sind, und dankbar. Ich habe auch profitiert von dem was sie gemacht haben. Ich hab erlebt, dass ich sie gehen lassen kann, weil Gott mit ihnen geht. Gottvertrauen macht zuversichtlich.

Und es macht zufrieden: Ich muss nicht alles erreichen, nicht alles haben, was vielleicht möglich wäre. Auch nicht alles, was andere mehr haben als ich. Ich habe das Gefühl, dass ich den Platz gefunden habe, den Gott für mich wollte. Mehr brauche ich nicht. Ich bin dankbar, für das, was geworden ist und gönne den anderen, was sie haben.

Ich bin zuversichtlich und zufrieden, weil ich an Gott glauben kann. Das ist meine Antwort an den jungen Mann, der gefragt hat: Wozu brauche ich Gott.
Schön und gut, sagen Sie jetzt vielleicht. Aber ich glaube nun mal nicht an Gott – wo soll ich solches Gottvertrauen hernehmen?

Man kann sich das nicht antrainieren, glaube ich. Glauben ist ein Geschenk.  Aber Geschenke kann man annehmen oder verweigern. Schauen sie mal auf die guten Erfahrungen in ihrem Leben. Und sagen sie nicht gleich: „Zufall!“ oder „Schwein gehabt“. So könnte es anfangen. - 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22250
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