Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Wo es keine Visionen gibt, verdirbt das Volk“ (Spr 29, 18). Das ist ein Sprichwort aus der Bibel. Sehr alt also und ich finde: sehr weise. „Wo es keine Visionen gibt, verdirbt das Volk“. Gemeint sind die von Gott gegebenen Zukunftsvorstellungen und Visionen. Propheten zum Beispiel haben sie bekannt gemacht und Jesus natürlich auch. zB: Dass eines Tages alle Menschen an einem Tisch sitzen in Gottes Welt und satt werden.

Wir Menschen haben stattdessen oft eher Befürchtungen, wenn wir an die Zukunft denken. Ich kenne das von mir selbst. Viele sehen die Zukunft in unserem Land bedroht. Die vielen Zuwanderer spalten die Gesellschaft, sagen sie. Es wird Konflikte geben und wir werden zurückstecken müssen, weil die Integration Geld kostet.

Dabei leben wir doch in einem kulturell und wirtschaftlich florierenden Land. Wir haben seit Jahrzehnten Frieden mit unseren Nachbarn. An Masern oder Blinddarmentzündung muss niemand sterben. Alle Kinder können zur Schule gehen. Alte Menschen bekommen Rente. Es gibt Milliarden Menschen, für die gibt es das alles nicht.

Wir könnten also die Vision haben, dass es einmal für alle so wird, wie es bei uns ist. Stattdessen haben wir Befürchtungen.

Solche Befürchtungen hatten Menschen anscheinend schon immer. Schon im alten Ägypten sah der Pharao, dass die dort ansässigen Fremden immer mehr wurden. Eines Tages werden sie gegen uns aufstehen, hat er befürchtet. Deshalb hat er befohlen, dass alle neugeborenen Jungen des fremden Volkes in den Nil geworfen werden sollten. Vorsichtshalber. Damit die Fremden nicht immer mehr werden. Gott sei Dank hat Gott dem ein Ende gemacht und die Fremden haben schließlich eine Heimat gefunden.

Die Menschen mit ihren Befürchtungen – die haben Neugeborene ertränkt. So schlimm kann es gehen, wenn es keine guten Visionen gibt, die von Gott kommen und an denen man sich orientieren kann für die Zukunft.

„Ich habe einen Traum, dass eines Tages die Kinder früherer Sklaven und die Kinder früherer Sklavenhalter zusammen sitzen werden können am Tisch der Brüderlichkeit.“ So hat 1964 Martin Luther King seine Zuhörer in den USA für Veränderungen begeistert. Es gibt Möglichkeiten, hat er ihnen gezeigt. Die können wir verwirklichen. Es lohnt sich, dass wir uns dafür einsetzen.

Zugegeben: Noch ist das Ziel nicht erreicht, von dem Martin Luther King geträumt hat. Aber Reden wie diese erinnern immer neu an eine mögliche  Zukunft. So könnte es gehen. Gottes Möglichkeiten können Wirklichkeit werden. Wenn wir uns auf den Weg machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22249
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