Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Jedes Hochamt geht einmal zu Ende... Gestern hat die IAA, die „Internationale Automobilausstellung“ in Frankfurt ihre Pforten geschlossen. In magisches Licht gehüllt, von leicht geschürzten Mädchen flankiert, wurden die neuesten Modelle der begeisterten Gemeinde präsentiert.

Faszinierend, was da die Ingenieure an Geist und Phantasie, Erfindungsreichtum und technischem Können in Karossen und unter die Motorhauben packen. Und alle Achtung: in diesem Jahr schmückten sich die Fahrzeugflotten sogar mit zartem Grün: Die Verbrauchs- und Schadstoffwerte wurden deutlich reduziert.

Eines freilich bekommt man auf der IAA nicht zu sehen, nämlich wie man diese Fahrzeuge produziert. Gewiss – es geht an den Fließbändern nicht mehr ganz so verrückt zu wie in Charlie Chaplins legendärem Film „Moderne Zeiten“. Man hat nicht nur ins Produkt, sondern auch in die Produktionsabläufe investiert. Vor allem natürlich, um Arbeit einzusparen, aber auch, um Arbeit zu erleichtern. Unglaublich, wozu die eisernen Gesellen, die modernen Industrieroboter, heute imstande sind. Was für die Menschen dabei noch übrig bleibt, ist aber immer noch Arbeit im Takt der Maschinen. Diese Arbeitstakte wurden nun wieder verkürzt – mit den bekannten Folgen: Eine unendliche Monotonie trotz höchster Konzentration und stets den Uhrzeiger im Genick. Was früher auf die Knochen ging, geht heute auf die Sinne und Nerven.

Einige Fahrzeug-Konzerne demonstrieren zwar in ihren „gläsernen Fabriken“, dass man Autos heute zumindest anders zusammenbauen könnte: in handwerklicher Manier, kommunikativ, in ruhigen Abläufen und mit der Präzision und dem Können hoch motivierter und geschulter Mitarbeiter. Doch das sind teure Vorzeige-Modelle. In den meisten Auto-Schmieden fegen die Controller mit eisernen Besen durch die Hallen, werden Kosten gesenkt und Arbeit verdichtet. Am Ende produzieren immer noch weniger Menschen, viele davon nur in Leiharbeit oder befristet, immer noch mehr.

Ich wünschte mir: Edle Karossen sollten aus edler Arbeit entstehen. Arbeit im Sinne der Bibel fordert den Menschen heraus, verlangt Kreativität und Phantasie.
Menschen wollen ihre Arbeitsabläufe verantwortlich mitgestalten, sie wollen sich auch in der Fabrik wie in ihrer eigenen Werkstatt fühlen, meint die Katholische Soziallehre. Wenn Arbeitende sich mit ihrer Arbeit identifizieren können, braucht man um die Wirtschaftlichkeit solcher Arbeit nicht zu bangen
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2218
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