Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich wende mich heute besonders an die, die gern Fotos machen. Vor allem, wenn Sie verreisen. Und ich frage Sie – und mich: Was ist Ihr bestes Foto von der letzten Reise? Ich meine nicht die technische Qualität der Bilder, sondern mehr: Wo ist das Beste an Ihrem Urlaub sichtbar?

Ich gucke meine Fotos gern an und frage mich das: Welches Foto hat so was? ZB. vom Pfingsturlaub vor Wochen?
Ist es die tolle Silhouette der Altstadt mit den Brückenfiguren und der Burg im Gegenlicht bei Sonnenuntergang? War das der Moment des Urlaubs?

Oder ist es das Foto vom Schiff aus? Wo der touristische Rummel auf einmal ganz weit weg ist. Und ich nur beim Foto Anschauen spüre, wie Gelassenheit und innere Ruhe zurückkommen. Mich zu mir bringen.

Oder habe ich das Beste gar nicht fotografiert? Gut miteinander zu essen. Viele halten das längst fest, bevor sie es genießen. Warum eigentlich nicht, wenn man das Beste auf seinen Fotos haben will?

Am Ende war ich erleichtert. Ich habe das Beste doch fotografiert. Vielleicht wundert es Sie. Eigentlich was ganz Kleines. Entstanden in einer kurzen Pause. Müde im Kopf und den Beinen haben wir uns auf eine Bank gesetzt. Neben einem Kinderspielplatz: Sandkasten, Schaukel, Rutschbahn. Zwei Jungs am Spielen. Brüder. Der größere vielleicht 6 Jahre alt, der kleine so drei. Jedenfalls hat der es echt schwer, die Leiter zur Rutschbahn raufzukommen. Beine zu kurz. Aber er will. Und sein Bruder macht es möglich. Klettert voraus. Und hilft dem Kleinen behutsam hoch. Und das Beste: Er lässt ihn einerseits selber klettern, hilft nur so viel wie nötig. Aber ohne Hilfe hätte er es halt nicht geschafft. Der Kleine war selig, rutschen zu können. Und der Große? Groß. Ich finde, das war Glück. Für die beiden und mich, dass ich das beachtet habe und abgedrückt.

Oft schaff ich das nicht. Erst abzudrücken, wenn ich was sehe, bei dem Kopf, Herz und Seele wirklich angesprochen sind. Dabei ist das die Chance des besten Urlaubsfotos. Kein Foto um des Fotos willen. Sondern dass ich erinnern kann, was mich was anging.

Dieser Moment zwischen den beiden Jungs mit dieser tiefen Brüderlichkeit, hatte für mich etwas „Heiliges“. Das hat den Kern berührt, woran ich glaube. Dass Gott uns zu Geschwistern bestimmt hat, die füreinander da sind. Dass Hilfe den einen nicht abhängig macht, und den anderen nicht übermächtig.

Dieses Mal bin ich zufrieden mit meinen Urlaubsfotos.
Und Sie? Was ist für Sie ein „bestes Foto“? Worauf kommt es Ihnen an?

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