Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Können Christen und Muslime in Frieden leben? Ja. Das haben zwei Männer erzählt und legen es uns ans Herz: Ephraim Kabala und Husseini Shuaibu aus Nigeria.

Vor zwei Wochen haben beide in Baden-Württemberg einen Preis bekommen. Sie zeigen: Christen und Muslime können Frieden. Wenn jeder an seinem Glauben das Beste ernst nimmt: Allah der Barmherzige; Gott des Friedens.

An ihren Vornamen erkennt man, zu welcher Religion jeder gehört: Ephraim der Christ, Nachname Kabala. Husseini der Muslim. Nachname Shuaibu. Beide stammen aus dem Nordosten Nigerias. Wo Boko Haram, die islamistische Miliz, die Menschen terrorisiert.

Ich habe lang gedacht, die hätten es auf Christen abgesehen. Stimmt, hat Ephraim erzählt: ZB gehören die meisten von den über 200 Schulmädchen, die vor 2 Jahren verschleppt worden sind, zu seiner Kirche. Und 700.000 Mitglieder seiner Kirche mussten vor Boko Haram fliehen.

Aber Boko Haram hat es nicht nur auf Christen abgesehen. 85 %, also die allermeisten Opfer sind Muslime. Weil sie nicht auf deren Seite stehen, hat Husseini erzählt.
Die größte Sorge von Ephraim und Husseini ist aber nicht Boko Haram, sondern das Misstrauen, das das Leben von Christen und Muslimen vergiftet. Man traut der anderen Religion viel Böses zu.

Dagegen arbeiten Ephraim und Husseini. Ein Projekt beeindruckt mich besonders: Sie bilden Gruppen von je 20 Jugendlichen. 20 Muslime, 20 Christen. Deren Namen legt man getrennt nach Religion in Lostöpfe und dann zieht jeder Christ einen muslimischen Namen und jeder Muslim einen christlichen.

Das Entscheidende: Der Mensch, den ich gezogen habe, für den übernehme ich die Rolle „seines Engels.“ Und wie das bei Engeln so ist, arbeitet man anonym. Ein Engel verrät nicht, für wen er da ist. Er ist einfach ein Engel: Sich für den anderen verantwortlich fühlen, vor einer Klassenarbeit einen Brief zustecken, der Mut macht. Auch mal finanziell helfen usw. Alle 40 sind also Engel und Schützling der anderen Religion zugleich. Nach Ablauf der verabredeten Zeit- das kann ein Vierteljahr bis ein ganzes Jahr gehen - treffen sie sich wieder. Das Geheimnis wird gelüftet. Jeder Muslim erfährt, wer sein christlicher Engel war und umgekehrt. Ephraim und Hussein haben erlebt: Es wirkt, wenn diese Jugendlichen dem Misstrauen zwischen Christen und Muslimen ihre Erfahrung entgegen setzen. In ihren Cliquen und Familien. Wenn sie dagegen halten: „Ein Christ war mein Engel. Meiner eine Muslima.“ Gehören wir Christen und Muslime friedlich zusammen? Ja, wenn wir unseren Glauben ernst nehmen.

---------------------

Hier erfahren Sie mehr über die beiden und ihre Initiative: „Zwei Engel für Nigeria“:  https://www.youtube.com/watch?v=GYY0cPnO2Gc
(ab
Minute 5.00)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22165
weiterlesen...