Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute steigt bei mir das Fieber. Endgültig. Und nicht nur bei mir. Bei vielen, die wie ich Fußball lieben. Ich geh gern auf dem Sportplatz. Und wenn im Fernsehen der Ball rollt, bin ich dabei und fiebere mit. Manchmal muss ich inzwischen sogar umschalten auf ein anderes Programm. Aus Rücksicht auf meine Nerven. Wenn es mich zu arg mitnimmt. Vielleicht übertreibe ich es manchmal mit dem mitfiebern. Aber was soll ich machen. Ich bin nun mal Fan mit Leib und Seele. Fan der deutschen Mannschaft und vor allem vom Fußball, als Spiel. Da ist so viel drin: Kampf, Technik, Leichtigkeit. Tempo, tolles Zusammenspiel, Spannung.

Trotzdem auf eine Idee komme ich nicht: Dass Fußball eine Religion sein könnte. Fußballer sind keine Götter. Oder haben Sie schon mal gehört, dass Gott Manuel, Mesut, Antoine, Christiano oder Zlatan heißt. Für mich heißt Gott „der Schöpfer, der Barmherzige, die Liebe oder Unser Vater.“

Dem bin ich dankbar, dass er uns Menschen das Spielen in die Wiege gelegt hat. Und ich bin ihm dankbar, dass die Manuels und Mesuts, Christianos und Zlatans so viel schöner spielen können als ich und Millionen andere Spaßfußballer.
Aber wie gesagt: Fußball ist ein Spiel, keine Religion. Ich bin Fan, kein Glaubender.

Manche Spieler plustern sich zwar auf wie Götter. Und manche Funktionäre und TV Stationen hätten das vielleicht gern, dass mir ihr Spiel so heilig ist wie der Glaube an Gott. Weil sie so aus dem Spiel immer mehr Geschäft machen können. Aber den Gefallen sollten wir ihnen nicht mehr tun. Sonst müssen wir uns nicht wundern, wenn nach den Blatters und Platinis neue Herren auferstehen, die mit dem Spiel korruptes Schindluder treiben. Und den Fußball als Spiel verzocken. Wir sollten es nicht zulassen, dass Fußball zur Religion und zum blanken Geschäft wird. Dazu ist mir die Religion zu wichtig. Und der Fußball. Aber als Spiel.

Und weil ich dieses Spiel so liebe, hoffe und bete ich für die Fußball EM.
Für alle Beteiligten: Für die Spieler. Dass sie wieder gesund vom Platz runter kommen. Dass sie bei allem Kampf den Gegner nicht verletzen. Sondern ihn als Mitspieler achten. Dass wir als Zuschauer uns nicht vergessen. Sondern Fans bleiben, keine Fanatiker. Dass wir unsere Siege ohne nationale Häme feiern und Niederlagen akzeptieren.

Dass die Gewaltbereiten zur Besinnung kommen; dass Hautfarbe und Herkunft egal sind. Dass Polizisten besonnen und wachsam ihre Arbeit tun. Dass kein Terrorist eine Chance hat, Unheil anzurichten. Dass Fußball ein Spiel bleibt, bei dem man mitfiebern kann und es lieben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22161
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