Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Und? Was machen Sie heute so? Erwarten Sie noch etwas Unerwartetes? Wahrscheinlich ist schon ziemlich viel geplant. Freitag eben. Man tut, was man so tut, freut sich vielleicht auf das Wochenende, an dem man dann auch tut, was man eben so tut am Wochenende.

Routine, Wiederholungen, Gleichmäßigkeit, Verlässlichkeit – ich finde das gut, das gibt mir Sicherheit, wo sich doch so viel um mich und in mir verändert. Es gehört zum Genießen des Lebens dazu, dass ich mich in das Gewohnte und zu Erwartende hineinfallen lassen kann.

Genieße das Leben mit dem Menschen, den du liebst, so heißt es in der Bibel (Prediger 9,9). Das ist einer meiner Lieblings-Sätze in diesem wunderbaren Buch. Das Leben ist kurz, so heißt es dann weiter. Und leider stimmt das. Deshalb ist es gut, sich an Gewohntem und Vertrautem zu freuen, nicht ständig herausgefordert zu sein.

Genieße das Leben! Es gehört zum Glück, sich einzurichten, am Wochenende immer auf dem Balkon, im Garten, auf dem Gütle oder auf dem Campingplatz zu sein oder beim Wandern, oder immer zum Tanz zu gehen. Erfreuliche Gewohnheiten eben.

Doch das Unerwartete ist es, das dann noch mehr Leben ins Leben bringt. Mein Lieblings-Satz hat einen Nachbarn, in dem steht: Und wenn sich dir die Gelegenheit bietet, etwas zu tun, dann tu es mit ganzer Kraft!

Wenn dir etwas über den Weg spaziert, wenn etwas Ungeplantes einfach so passiert, dann lass dich stören! Dann tu es! Ja mehr noch: Tu es mit ganzer Kraft! Nicht halbherzig, nicht mit Zähneknirschen, sondern bewusst und sorgfältig wie du sonst auch bist.

Ein Familienvater hat mir erzählt wie er seinen Sohn, der wegen eines Bahnstreiks Schwierigkeiten hatte, rechtzeitig zu einer Prüfung zu kommen, in die Stadt gefahren hat, in der er studiert. Es hatte sich seinen Feierabend ganz anders vorgestellt und wahrscheinlich hätte es auch andere Möglichkeiten gegeben, aber er hat ihn die 400 Kilometer weite Strecke gefahren und ist in derselben Nacht noch zurückgefahren und saß am folgenden Tag mehr oder weniger erholt um 7 Uhr am Schreibtisch in seinem Büro.

Es war nicht einmal eine besonders ereignisreiche Fahrt, so ein „Vater-und-Sohn“-Ding: Der Sohn hat die meiste Zeit der Fahrt geschlafen.
Aber es war etwas Besonderes. „Das hat sich wie Leben angefühlt“ sagt der Vater.

Genieße das Leben mit den Menschen, die du liebst. Und stöhne nicht, wenn etwas Unerwartetes geschieht. Nein, wenn sich dir die Gelegenheit bietet, etwas zu tun, dann tu es mit ganzer Kraft!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22098
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