Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wie halten Sie es mit Alltags-Geboten? Dass Sie vor roten Ampeln halten, glaube ich Ihnen sofort. Aber halten Sie auch an alle innerstädtischen Geschwindigkeits-Begrenzungen ein? Und lassen Sie während des Fahrens Ihr Handy liegen? Konzentrieren Sie sich als Fußgänger auf den Verkehr, queren bei „Grün“ die Straße und beachten die Warnlichter von Stadt- und Straßenbahn? Was für den Straßenverkehr gilt, betrifft auch andere Lebensbereiche. So gibt es Alltags-Gebote, die ich sehr wohl einhalte. Und andere ignoriere ich großzügig. Nun muss ich bei meinen Übertretungen nicht sofort mit „dem Schlimmsten“ rechnen. Ich bezahle nicht jede Übertretung mit meiner Gesundheit oder meinem Leben. Manchmal kostet mich eine Übertretung nur ein „Nasenwässerle“…

Doch Gebote wollen nicht nur mein alltägliches Leben regeln und reibungsloser machen. Sondern Gebote prägen auch meine Beziehung zu Gott stets neu. Deshalb gab Gott Seinem Volk Israel die sogenannten Zehn Gebote, die auch die Christen praktizieren. Und als Jesus von Nazareth mit Seinen Jüngern zusammen war, gab Er ihnen vor allem ein Gebot: „Sie sollen sich untereinander so lieben, wie Er sie geliebt hat“ (Johannes 15,12). Aber kann man „Liebe gebieten“? Ist das kein Widerspruch in sich selbst? Ja, gebotene Liebe ist ein Widerspruch, wenn es um die Liebe zwischen zwei Ehepartnern geht. Hier kann man Liebe nicht gebieten!

Aber wenn es um das Miteinander einer größeren sozialen Gruppe geht, ist es sogar weise, Liebe zu gebieten. Denn Liebe lebt vor allem von einen Impuls: Sie tut dem Mitmenschen nichts Böses, sondern möchte, dass es ihm gut geht. Dann sind bereits kleine Aufmerksamkeiten „Liebes“-Zeichen. Ich gehe nicht mehr bei „rot“ über die Straße, weil ich Autofahrer nicht zu einer Notbremsung zwingen will. Ich beachte die Warnzeichen an Bahnübergängen, um den Zugführer nicht unnötig zu stressen. Ich telefoniere beim Autofahren nicht mit dem Handy, um den fließenden Verkehr aufmerksam zu beachten. Ich halte jemandem, der beide Hände voll hat, eine Ladentür auf und lasse sie nicht achtlos hinter mir zufallen. Ich räume meinen Müll selbst weg und lasse ihn nicht achtlos liegen oder auf den Weg fallen. All diese alltäglichen Zeichen der Liebe erleichtern, verbessern das Miteinander. So wünsche ich Ihnen für diesen Tag überraschende Erlebnisse der kleinen, sozialen Wohltaten, Liebe genannt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22081
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