SWR1 3vor8

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Manchmal können sich Menschen nicht verstehen. Und manchmal wollen sie es auch nicht. Der eine weiß immer schon, was der andere meint. Von dem will ich nichts hören, sagt man dann. Lohnt sich nicht. Ist doch immer dasselbe. Oder: Mit der brauche ich gar nicht zu reden. Die macht doch, was sie will. Meinungen prallen aufeinander. Menschen grenzen sich ab.

Das ist bequem. Es ist nämlich anstrengend, mit denen zu reden, die anderer Meinung sind. Und manchmal ärgert mich eine andere Meinung. Vor allem, wenn sie mich durcheinander bringt in dem, was ich eigentlich doch ganz sicher weiß.

So ungefähr ist es wohl auch den Jüngern von Jesus in Jerusalem gegangen. Nach Jesu Tod waren sie zunächst total verstört und unsicher. Die Bürger von Jerusalem hatten Jesus hingerichtet. Wie würde es ihnen nun selber gehen? War es da nicht besser, den Mund zu halten und kein Aufsehen zu erregen? Dann, erzählt die Bibel, kam Gottes Geist über sie. Der hat sie in Bewegung gebracht. Auf einmal trauten sie sich, zu erzählen, was sie mit Jesus erlebt hatten. Und die vielen Menschen in Jerusalem, Einheimische, Fremde, Pilger und Touristen aus aller Herren Länder haben sie verstanden. Genau heißt es in der Bibel: „Wir alle hören diese Leute in unseren eigenen Sprachen erzählen, was Gott Großes getan hat.“ Auf einmal also haben die Jünger nicht mehr so erzählt, wie sie es gewohnt waren und wie sie es immer getan haben – sondern so, dass die anderen sie verstehen konnten.

Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen sich nicht verstehen können. Manche Leute reden so hochgestochen, dass man sie nicht versteht. Manche Ärzte zum Beispiel können nur ihr Fachchinesich – und ein normaler Patient kann nicht begreifen, was ihm fehlt und was jetzt zu geschehen hat.

Ich glaube, so ein Sprachproblem gibt es inzwischen oft auch in der Kirche. Die Texte mancher Kirchenlieder – viele verstehen sie nicht mehr richtig. Oder sie sind jedenfalls erschrocken, wie altbacken dort geredet wird. Was ist das für ein Verein, diese Kirche, wo man so redet und singt?

Schon Martin Luther hat das anscheinend so empfunden und empfohlen, „dem Volk aufs Maul zu schauen“.

Allerdings: Es ist gar nicht so leicht, da den richtigen Ton zu treffen. Mit Kindern oder Jugendlichen muss man wahrscheinlich anders sprechen als mit älteren. Mit Leuten, die nur an Weihnachten in die Kirche gehen anders als mit denen, die öfter da sind.

Da braucht es Gottes Geist, der einem die richtigen Worte in den Mund legt. Denen, die etwas zu sagen haben. Und denen, die Fragen haben auch. Aber Pfingsten erinnert mich: So ist Verständigung möglich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22016
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