SWR1 3vor8

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Fronleichnam C (1 Kor 11,23-26)

Jesus als Brot des Lebens. Darum geht es heute an Fronleichnam in der katholischen Kirche. Seit es dieses Fest gibt, haben sich viele Formen und Traditionen dazu entwickelt. Die Katholiken feiern ihren Gottesdienst in aller Öffentlichkeit. Auf dem Marktplatz mancherorts. Das Brot, die geweihte Hostie, wird durch die Straßen getragen – unter einem künstlichen Himmel. Es gibt Weihrauch, viele Ministranten, festliche Gewänder und schöne Gesänge. Alles für den, der von sich gesagt hat: Ich bin das Brot des Lebens. Das Brot, das ihr heute esst, bin ich selbst. Ich bin das, was ihr zum Leben braucht. 

Ich weiß, dass viele Menschen damit nichts mehr anzufangen wissen. Es ist wie eine fremde Welt für sie. Aber etwas ganz Grundlegendes könnte trotzdem jeder davon mitnehmen. Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein. Denn das gehört für die Katholiken auch zu Fronleichnam. Es genügt nicht, sich den Bauch voll zuschlagen und einen dicken Geldbeutel zu haben, mit dem man sich kaufen kann, was man will. Keine Frage: Es beruhigt, wenn man sich keine Sorgen ums tägliche Brot zu machen braucht. Aber der Mensch braucht mehr und anderes: Speise für seine Seele. Er braucht einen, der ihn liebt. Er braucht Gelegenheiten, wo er mit anderen lachen und ausgelassen sein kann. Er braucht jemanden, der ihn tröstet, wenn es ihm schlecht geht. Und wenn das alles nichts nützt und die zwischenmenschliche Nähe nicht ausreicht, dann braucht es noch etwas. Einen, der dann da ist, der sich anbietet, damit der Mensch nicht innerlich verhungern muss. 

Fronleichnam ist einmal im Jahr. Aber das Brot des Lebens, um das es bei diesem Fest geht, wird jeden Sonntag in den katholischen Gottesdiensten geteilt. Ein kleines Stück Brot, die Hostie, von der gesagt wird, dass sie satt macht. Weil dieses Brot dem Menschen das gibt, was er zum Leben braucht. Das ist mein Leib, sagt Jesus. Und mit diesen Worten verabschiedet er sich von seinen Freunden, als er mit ihnen ein letztes Mal beim Essen zusammen ist, vor seinem Tod. Sie sind das, was wir von Jesus haben. „Wenn wir heute das Brot teilen und gemeinsam aus einem Becher trinken“, sagt er, „dann ist das mein Fleisch und Blut. Und wenn ihr wieder zusammen kommt – ohne mich – dann denkt daran.“ So seine Worte, sein Erbe. Ich gebe zu: Das ist eine rätselhafte Angelegenheit. Und obwohl ich als Priester die Worte Jesu bei der Eucharistie unzählige Male gesprochen habe, bleibt das Ganze ein Geheimnis - wie das genau geht  mit Leib und Blut, ..., und Brot und Wein. Aber eines ist mir im Laufe der Zeit immer klarer geworden: Jesus ist meine Speise. Meine Seelen-Speise. Und das sättigt mich mehr als alles andere, was ich habe.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Feiertag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21954
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