SWR1 3vor8

SWR1 3vor8

„Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden und Jesus gab ihn seiner Mutter wieder.“

Wunder können geschehen, wo man nichts mehr erwartet. Wo man noch Hoffnung hat und eine Möglichkeit sieht, da braucht man ja eigentlich kein Wunder. Aber wenn jemand aus seiner tödlichen Sucht doch noch herauskommt, wenn lebendig wird, was alle schon abgeschrieben haben – das sind Wunder, finde ich.
So eine Geschichte erzählt die Bibel. Heute wird sie in den evangelischen Gottesdiensten gelesen und bedacht. Jesus kommt mit Begleitern in eine Stadt, und ihnen kommt ein Leichenzug entgegen. Die Leute tragen einen jungen Mann auf den Friedhof, den einzigen Sohn seiner Mutter. Die ist Witwe, heißt es, und jetzt hat sie niemanden mehr. Nieman-den für den sie da sein kann, niemanden, der für sie da ist. Ein Elend, das einem ans Herz greift. Jesus, wird erzählt, tritt an die Bahre und sagt: „Steh auf!“ zu dem Toten. „Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden und Jesus gab ihn seiner Mutter wie-der.“
Das ist eine unglaubliche Geschichte. Ein Wunder. Ich habe keine Ahnung, was damals passiert ist und wie das zuging. Ich weiß nur, dass solche Totenerweckungen in der Anti-ke auch von anderen berichtet wurden, nicht bloß von Jesus. Und ich weiß: viele andere Tote blieben tot. –- Aber ein paar Geschichten wie diese gab es offensichtlich und sie wurden immer wieder erzählt, weil die Menschen erlebt hatten: es ist möglich, das Tote wieder lebendig werden. Es ist möglich, dass neues Leben wächst. Wo es niemand mehr für möglich hält, ist so ein Wunder möglich.
Ich glaube, genau das soll diese Geschichte mir sagen. Und vielleicht wollte Jesus damals den Leuten gerade dies zeigen: Das Leben kann wieder aufblühen. So einen jungen Men-schen muss man nicht aufgeben. Wo gar nichts mehr zu erwarten ist, hat Gott doch noch Möglichkeiten.
Und wenn der Tote tot bleibt, so wie es millionenmal und immer wieder passiert? Dann können wir einander helfen, dass uns der Tote wieder gegeben wird und bleibt, so wie die Bibel das in dieser Geschichte von der Mutter und ihrem Sohn erzählt. Das kann ja viel-leicht auch ganz anders aussehen. Vielleicht so, wie mir eine Frau erzählt hat, über ein Jahr nach dem Tod ihre Mannes: „Gut, dass er mir gezeigt hat, wie schön das Leben ist. Ganz vieles würde ich sonst gar nicht sehen. Manschmal kommt es mir so vor, als ob ich mit seinen Augen sehe. Das ist wunderbar.“ – Seither glaube ich: Solche Wunder gibt es wirklich. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2190
weiterlesen...