Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Heute ist der Welttag des Buches. Die Büchereien und Buchhandlungen werden besondere Aktionen machen und in der Schule ist dieser Tag schon die ganze Woche über Thema gewesen. Schon Kinder sollen Lust aufs Lesen bekommen.

Bei mir hat das funktioniert. Sobald ich lesen konnte, war ich eine begeisterte Leserin und habe alle Karl May-Bücher verschlungen, die ich in die Hände bekommen konnte. Und später als Studentin habe ich mal zwei Tage lang die Uni geschwänzt, um ein Buch von Ina Seidel zu lesen. Das hatte mich so fasziniert, dass ich es einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. 786 Seiten. Ich halte es heute noch in Ehren.

Eigentlich müsste es heute auch Veranstaltungen zur Bibel geben. Sie ist schließlich das „Buch der Bücher“. Genau genommen ist sie selbst eine eigene kleine Bücherei mit Büchern verschiedener Autoren aus verschiedenen Jahrhunderten. Spannung ist geboten. Kriminalfälle und  Liebesgeschichten, Briefe und Gebete, Geschichtliches und weise Gedanken – da ist von allem etwas dabei.

Wenn ich Bibel lese, bleibt mir manches rätselhaft und fremd, anderes spricht mich sofort an und macht mich nachdenklich. Da erzählen Menschen aus alter Zeit, was sie glauben und warum sie das tun. Sie suchen Worte dafür, wie sie Gott zu ihrer Zeit erlebt haben und was er ihnen bedeutet: Gott tröstet und er hinterfragt. Er schweigt und lässt sich doch auch fragen. Er ist barmherzig, fordert Gerechtigkeit, führt Menschen in die Freiheit. Von solchen und ähnlichen Erfahrungen lese ich in der Bibel.

Und ich werde angeregt, meine eigenen Erfahrungen zu machen. Immer wieder merke ich: In der Bibel geht es nicht nur um irgendwen, der irgendwann irgendetwas erlebt hat. Da komme ich auch vor, mit dem, was mich beschäftigt. Da werden Worte aus alter Zeit Worte, die mich heute ansprechen. Worte, die mich ermutigen und trösten, oder Worte, die mir reinreden, mich hinterfragen und herausfordern.

Ich bin froh, dass es die Bibel inzwischen auch in heutigem Deutsch[1] gibt. Ich mag die alte Sprache der Bibel von früher, aber manchmal verstehe ich einfach mehr, wenn es nicht so kompliziert ausgedrückt ist oder auch mal eine Erklärung am Rand steht.

In vielen Gemeinden gibt es inzwischen Gruppen, die gemeinsam Bibel lesen. Da hilft man sich dann gegenseitig weiter. Und man erzählt einander, was einen anspricht oder irritiert.
Ich glaube jedenfalls, die Bibel ist nicht nur etwas für Leseratten. Die ist etwas für’s Leben.


 

[1]Tipp für eine Bibel in heutigem Deutsch: http://www.basisbibel.de/basisbibel/bibeltext/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21840
weiterlesen...