Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Cum und Ex“ – so lautet eine Art Zauberformel aus der Trickkiste der Banker. Die haben es verstanden, gewaltige Aktiengeschäfte so raffiniert und in einem Wahnsinns-Tempo abzuwickeln, dass die Finanzämter gar nicht mehr mithalten konnten. Dem Fiskus sind dabei um die zwölf Milliarden Euro durch die Lappen gegangen. Nun muss der Gesetzgeber dieses Steuerschlupfloch schließen. Der pure Anstand hat wieder einmal nicht ausgereicht, um solchem Missbrauch einen Riegel vorzuschieben. 

Wenn´s darum geht, den Staat auszutricksen, sitzen die Gauner freilich nicht nur in den oberen Rängen, sondern auch im Parkett. Da geht mal eine satte Handwerker-Rechnung – bar auf die Kralle und am Finanzamt vorbei – über den Tisch. Im Restaurant tarnt sich die Zeche als steuerschonende „Zwischenbuchung“. Eine Haushaltshilfe wird nicht angemeldet und die Rostlaube in Schwarzarbeit repariert. Phantasie verschwistert sich mit krimineller Energie. 

Ist das alte Sprichtwort: „Ehrlich währt am längsten“ zur Lachnummer geworden? Ungeschriebene Anstandsregeln, seit Jahrhunderten bewährt, müssen immer mehr in Gesetze gegossen werden. Dann aber jammert man herzerweichend über die Regulierungswut des Staates. Das alles passt nicht so recht zusammen. 

Auch Jesus waren einmal, so erzählt das Matthäus-Evangelium (17,24-27), die Steuerfahnder auf den Fersen. Zahlt euer Chef denn keinen Tempelpfennig, wird Petrus gefragt. Nun gut, es handelte sich dabei um eine Art freiwilliger Kirchensteuer. Und Jesus war – ohne festen Wohnsitz und arm wie eine Kirchenmaus – schwer zu veranlagen. Er will die Sache dennoch in Ordnung bringen und schickt Petrus zum Angeln an den See. Der erste Fisch, der anbeißt, so gibt er ihm mit auf den Weg, wird ein Zweigroschenstück im Maul haben. Bring die Münze aufs Finanzamt! Und das Wunder geschah. 

Wir werden hierzulande wohl vergeblich auf solche „Goldfische“ oder gar Dukaten-Esel warten. 

Muss auch nicht sein! Steuerehrlichkeit, wie Jesus sie im Kleinen demonstrierte, würde dem Staat – welch ein Wunder! - bis zu einhundert Milliarden Mehreinnahmen im Jahr bescheren. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21785
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