Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Vergeblich mühten sich die Fischer am See Genesareth, so erzählt das Johannes-Evangelium (21,1-14) - Diese Geschichte wird heute in den katholischen Gottesdiensten gelesen. Die ganze Nacht hatten Petrus und seine Crew gearbeitet, doch kein einziges Fischlein war ihnen ins Netz gegangen. Müde und erschöpft streicht die Mannschaft die Segel und fährt an Land. 

Die Vergeblichkeit unseres Tuns – davon kann auch jeder von uns ein Lied singen. Da frißt sich eine Krankheit ins Leben hinein – der Patient und die Ärzte kämpfen vergebens.

Zwei Menschen – einst in Liebe miteinander verbunden – werden sich fremd und finden einfach nicht mehr zusammen. Alle Mühe scheint umsonst.

Immer wieder erlebe ich auch, dass Erwerbslose trotz vieler offener Stellen und Hunderten von Bewerbungen einfach nicht zum Zug kommen.

Oder: Wie verzweifelt versuchen Suchtkranke stets aufs Neue, sich mit eigener Kraft aus dem Sumpf der Abhängigkeit zu ziehen, um dann noch tiefer darin einzusinken. 

Aber – was ist das? In der Morgendämmerung am See Genesareth erschallt plötzlich ein Ruf vom Ufer her: „Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus!“ - Ein Verrückter offensichtlich. Irgend ein Spinner, der sich über die Pechvögel im Kahn auch noch lustig macht. Nun gut – die Besatzung hat nichts mehr zu verlieren und – kaum zu fassen: Ein gigantischer Fang geht den Fischern ins Netz, so dass dieses zu zerreißen droht. Jetzt erst erkennen die Männer im Boot den seltsamen Rufer am Strand. Es ist Jesus, ihr Freund und Meister. Er lebt. Er, den die römische Soldateska auf Befehl der Mächtigen und Frommen in Jerusalem hingerichtet hatte. 

Diese österliche Geschichte macht mir Mut. So fühlt sich Glaube an – wie ein „Anti-Depressivum“ - Hoffnung wider alle Hoffnungslosigkeit. 

Ruft einander zu, so verrückt es klingt: „Werft das Netz auf der anderen Seite aus!“ Es  kann trotz allem wahr werden, dass zwei wieder in Liebe zusammenfinden, Zerstrittene sich versöhnen und Kranke gesunden. Und alles ist wie ein Wunder. 

Ostern beginnt mit der Auferstehung mitten am Tage, wenn wir nach vergeblicher Liebesmühe wieder aufstehen zum Leben. Solche Erfahrungen können sich zur Hoffnung verdichten, dass wir dann einmal auf-erstehen, und wir durch den Tod hindurch zum Leben kommen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21783
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