Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute am 6. April ist der Gedenktag für Notker, den Stammler. Notker wer? Ja, so ist es mir auch gegangen, als ich den Namen zum ersten Mal gelesen habe in meinem Pfarrerkalender.

Und ich habe lächeln müssen: Notker, der Stammler – lustiger Name. Gleichzeitig ich bin auch neugierig geworden: Wer war dieser Notker mit diesem seltsamen Beinamen eigentlich?

Deshalb habe ich ein Bisschen recherchiert. Notker wurde im Jahr 840 in der Schweiz geboren. Er war von schmächtiger Gestalt und hatte ganz schiefe Zähne. So schief, dass er nicht richtig Sprechen konnten. Deshalb wurde er von den anderen Kindern auch gemobbt, wie man heute sagen würde. Wegen seines Äußeren hatte er es nicht leicht. Aber nicht nur das: Als Notker noch ein Kind war, sind seine Eltern gestorben. Ein Verwandter hat den Jungen dann ins Kloster nach Sankt Gallen gebracht.

Ein schlechter Start ins Leben. So schlecht, dass Notker jeden Grund gehabt hätte, zu verzweifeln und sich ein Leben lang darüber zu grämen, warum ihm das Schicksal so übel mitgespielt hat. Aber das hat Notker nicht gemacht. Im Kloster hat er seine Begabungen entdeckt. Und das waren die Musik und das Schreiben. Er hat gedichtet und komponiert und wurde zu einem der wichtigsten Dichter und Gelehrten seiner Zeit. Dabei hat er keine Trauerlieder gedichtet, im Gegenteil. Sein wichtigstes Werk war eine Sammlung von Hymnen, also Lieder, die Gott für seine guten Taten gelobt haben.

Seinen seltsamen Beinamen, der Stammler, hat sich Notker übrigens selbst gegeben, wegen seines Sprachfehlers. Er konnte also über sich selbst lachen und war anscheinend auch sonst ein humorvoller Mensch. Seine Mitbrüder unterhielt er mit Anekdoten über Karl den Großen. Das waren humorvolle Geschichten über den großen Kaiser. Davon war das meiste zwar frei erfunden, dafür aber sehr unterhaltsam.

Ich bin froh, dass ich auf diesen Notker, den Stammler, gestoßen bin. Ich finde von ihm kann man etwas Wichtiges lernen. Jeder Mensch hat Schwächen und Stärken, da gibt es keine Ausnahme. Die Frage ist nur: Wie gehe ich damit um? Ich finde, Notker hat das richtig gut gemacht. Er ist an seinen Schwächen nicht verzweifelt. Stattdessen hat er das, was er eh nicht ändern konnte, akzeptiert und zwar mit Humor und einem Schuss Selbstironie. Er sich auf seine Stärken konzentriert, Gott dafür gedankt und so etwas richtig Tolles daraus gemacht – dieser Notker, der Stammler.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21760
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