Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es kann jeden treffen. Gestern die Bombenanschläge in Brüssel haben es gezeigt. Viele Tote und Verletzte. Wenn man das aus Istanbul hört, aus Afghanistan, aus Somalia, dann ist das eine andere Welt. Irgendwie weiter weg. Paris aber und jetzt Brüssel erinnern mich immer neu: Es kann jeden treffen. Jederzeit. Überall.

Ich sehe die Bilder: Chaos und Rauch und Trümmer. Menschen irren umher. Stundenlang weiß niemand so richtig, wer wie betroffen ist. Und dann kommt für Angehörige die schreckliche Gewissheit: Die, die ich geliebt habe kommen nicht mehr zurück. Für die betroffenen Angehörigen scheint alles aus und zu Ende.

Ich will für sie beten, dass sie Menschen finden, die ihnen helfen, ihr Leid zu tragen. Mich machen die Bilder aus Brüssel auch hilflos und ängstlich. Dieses „Es kann jeden treffen.“ Und ich kann gar nichts machen. Mich nicht schützen und die nicht schützen, die ich lieb habe. Ich muss auch morgen wieder in die S-Bahn steigen und in ein paar Wochen ins Flugzeug. Ich muss die gehen lassen, die ich lieb habe. Kann ich das, ohne Angst – trotzdem?

In dieser Woche vor Ostern denken wir Christen an Jesus, der auch Angst hatte vor seiner Verhaftung. Der unsicher war: was würde geschehen? Von ihm wird erzählt, dass er gebetet hat. Aber Gott hat auch ihm nicht erspart, was dann kam. In der Karwoche erinnern wir Christen uns daran, wie Jesus gelitten hat und sterben musste. Aber an ihm sehen wir auch, was Auferstehung heißt und neues Leben. Gott kann neues Leben geben. Weil  ich von Jesus Christus weiß, glaube ich das.

Neues Leben – das allerdings nicht unberührt ist von allem, was war. Auf den Bildern wird der Auferstandene mit Narben dargestellt an Händen und Füßen. Narben bleiben. Angst bleibt. Und Kummer. Sie werden auch bei den Angehörigen der Opfer in Brüssel bleiben. Würden auch bei mir bleiben, wenn es jemanden trifft, der mir nahesteht.

Aber ich vertraue darauf: Gott lässt mich auch dann nicht im Stich. Macht neues Leben möglich –. Für die Menschen, die einen Angehörigen verloren haben. Für die von Terror und Krieg und Flucht zu Tode Erschrockenen überall auf der Welt. – Neues Leben, wenn auch gezeichnet und nicht mehr so, wie es einmal war. Darauf hoffe ich. Deshalb kann ich auch morgen getrost aus dem Haus gehen. Und meine Lieben gehen lassen. Gott hält uns in der Hand. Er ist stärker als der Tod.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21699
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