Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Unfallkreuze am Straßenrand. Gerade jetzt in der Karwoche fallen sie mir besonders ins Auge, wenn ich morgens mit dem Auto zur Arbeit fahre. Sie zeigen, hier ist jemand bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

Meistens sind es einfache Holzkreuze. Manchmal mit einem Foto. Daneben frische Blumen oder solche aus Plastik, Grablichter, kleine Erinnerungen, ein Stofftier, ein Gedicht.

Dort, wo jemand gestorben ist, sollen wir anderen nicht achtlos vorbei fahren.  Wir sollen mit-gedenken. So wie es die Angehörigen und die Freunde tun, die diesen Ort eingerichtet haben. Als einen Ort des Gedenkens, wo es passiert ist, wo man hingehen kann und trauern und sich erinnern.

Jedes dieser Unfallkreuze steht ja für ein tragisches Lebensende und erzählt deshalb auch von Schuld und von Verkehrsopfern - aufgrund von menschlichem Versagen, von zu hoher Geschwindigkeit, von Ablenkung, von Emaillesen, Telefonieren oder von Alkohol am Steuer.

Jedes Unfallkreuz steht auch für die Partnerinnen und Partner, die Kinder, die Freunde, die zurück bleiben und von einem Moment auf den anderem alleine dastehen, ohne den geliebten Menschen. Und jedes Unfallkreuz erzählt von den Rettungskräften, die ausgerückt sind und deren Hilfe dieses Mal zu spät kam. Ich frage mich, sind die Unfallkreuze eigentlich auch Zeugnisse des christlichen Glaubens?

Wahrscheinlich nicht für alle, die sie aufgestellt haben. Ich glaube aber: wer die Botschaft des Kreuzes kennt, wird sie mitlesen, wenn er vorbeifährt. Jesu ist an so einem Kreuz gestorben. Er ist grausam hingerichtet worden.

In dieser Woche, der Karwoche, der Klagewoche, erinnern sich Christen an seine Leidensgeschichte. Und an die große Hoffnung, dass der Tod Jesu der Beginn eines neuen Lebens war. Sein Kreuz ist deshalb nicht nur ein Zeichen des grausamen Todes. Es ist auch eine Erinnerung daran, dass es nach dem Tod ein neues Leben bei Gott geben wird. Und kein Leid mehr und auch keinen Schmerz und auch keine Trauer. Es wird alles neu sein. Für unsere Verstorbenen und für uns.

Deshalb bin ich froh, dass die Behörden und die Polizei die Unfallkreuze dulden, aus Achtung vor der Trauer der Hinterbliebenen. Obwohl sie nach der Straßenverkehrsordnung ja eigentlich verboten sind. Denn diese Unfallkreuze helfen bei der Verarbeitung dieses schrecklichen Erlebnisses, dass ein Mensch bei einem Verkehrsunfall gestorben ist. Und vielleicht erinnern sie ja auch an die Hoffnung, die wir Christen haben: Bei Gott wird das Leben neu.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21666
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