SWR1 3vor8

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Lukas 19,28-40 / Lukas 22,14-23,56 Palmsonntag (Lesejahr C)

Jesus kommt in Jerusalem an, geht dort seine letzten Wege und wird schließlich auf grausame Weise hingerichtet. Der Palmsonntag leitet die Karwoche ein, eine Woche, in der um Jesus dramatische Dinge geschehen. Darum geht es heute in den christlichen Gottesdiensten. Christen heute haben sich daran vielleicht zu sehr gewöhnt. Auch manch fromme Passionsfolklore ist entstanden. 

Für die ersten Christen hingegen ist es das größte Problem gewesen, die erschütternde Urerfahrung, dass Jesus so grausam und unehrenhaft hatte sterben müssen. Warum? 

Dass Jesus am Kreuz sterben würde, das kam nicht überfallartig auf ihn zu. Das hatte sich längst abgezeichnet: Zunehmend verstehen ihn selbst die eigenen Leute nicht mehr. Der religiösen und politischen Elite ist er längst ein Dorn im Auge. So viel Liebe, wie sie Jesus gepredigt und gelebt hat, vertragen Religion und Politik nicht. Jesus hatte offensichtlich das tragische Ende jener Pilgerreise nach Jerusalem geahnt. 

Der Einzug Jesu in Jerusalem wird zum öffentlichen Ereignis. Noch einmal zieht er die Menschen an. Da sind Frauen und Männer, die ihn begleitet haben und ihm jetzt zujubeln: „Hosianna!“ Dieser Jubel ist jedoch voller Erwartungen, denn auf Deutsch heißt „Hosianna! – Hilf doch!“ Viele erinnern sich wohl auch an all das Gute, das Jesus getan hat. Und dass Jesus einen Gott verkündet hat, der die Menschen nicht straft und tyrannisiert, sondern der die Menschen liebt, vorbehaltlos liebt. Sicher stehen auch – wie immer bei öffentlichen Ereignissen – viele Neugierige und Schaulustige an den Straßen.

So zieht Jesus auf einem Esel nach Jerusalem ein – nicht als großer Herr, sondern eher als trauriger Held. Die Karwoche beginnt am Palmsonntag mit dem erwartungsgeladenen „Hosianna!“ und endet am Karfreitag mit dem Vernichtungsruf: „Kreuzige ihn!“ 

Was sich über 2000 Jahre bis heute in den Herzen unzähliger Menschen bewahrt hat, ist das einmalige Leben Jesu. Es ist geprägt von Liebe, Barmherzigkeit und Vergebung. 

Ebenfalls über 2000 Jahre bis heute hat Jesus immer wieder Menschen ermutigt, in seinem Geist zu leben und zu handeln. 

Für mich heißt das: Da muss noch etwas ganz anderes passiert sein, etwas, das unmittelbar mit Gott zu tun hat. 

Ich wünsche Ihnen einen guten Sonntag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21629
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