Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal werde ich traurig, wenn ich andere Menschen in ganz bestimmten Situationen beobachte. Letzte Woche zum Beispiel: im Restaurant saß am Nachbartisch eine Familie, Vater, Mutter, Tochter, Sohn. Der Kleine vielleicht 4 oder 5, die Tochter so 11, 12 Jahre alt. Gesprochen wurde wenig bis gar nicht, nur das absolut Notwendige. Jeder glotzte auf einen kleinen Bildschirm vor sich. Die Tochter hat sich stumm per Facebook unterhalten oder mit Freundinnen getwittert, vermute ich. Jedenfalls war sie nicht wirklich anwesend, geistig war sie woanders. Die Pommes auf ihrem Teller hat sie gedankenlos nebenbei in sich hinein gestopft. Ihr kleiner Bruder gegenüber hatte ein Tablet vor sich liegen und war mit einem Computerspiel beschäftigt. Surren, Knallen, Platschen und andere explosionsartige Geräusche. Er vergaß sich vollkommen in seinem Spiel. Angespannt hat er weiter getippt, auch als das Essen schon neben ihm auf dem Tisch stand. Auch beide Eltern hatten ihre Handys angeschaltet. Der Vater schien immer wieder längere mail-Botschaften zu lesen und dann zu beantworten. Dazwischen legte er das Handy auf die Seite und aß stumm vor sich hin. Die Mutter surfte wahrscheinlich im Internet, denn immer wieder streckte sie ihrem Mann den kleinen Bildschirm hin, zeigte ihm offensichtlich etwas, wartete seine Reaktion ab und war dann wieder beschäftigt. Auch sie aß nur gelegentlich nebenher.
Ich habe mich gefragt: Warum geht diese Familie gemeinsam ins Restaurant, wenn sie sowieso nicht miteinander reden? Ihr Restaurantbesuch war jedenfalls kein gemeinsames Erlebnis; die Familienmitglieder hatten sich wenig zu sagen. Was ich beobachtet habe, machte mich traurig.
Ich erinnere mich, wie schön es war, mit meinen Kindern gemeinsam zu kochen und anschließend in der Familie zu essen und über die Speisen und die unterschiedlichen Zubereitungen zu diskutieren. Oder wenn wir ein Picknick gemacht haben. Schon die Vorbereitungen waren ein Erlebnis. Jeder hat eine Aufgabe übernommen: Brote schmieren, Salate richten, Geschirr einpacken, Getränke aussuchen und schließlich einen geeigneten Platz finden.
Essen und Trinken sind für mich nicht nur einfache Nahrungsaufnahme. Als Christ ist für mich das tägliche Brot etwas, das mich daran erinnert, dankbar und zufrieden zu sein. Essen bewusst genießen ist für mich ein Fest der Sinne und das in der Gemeinschaft mit anderen Menschen ist einfach herrlich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21624
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