Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Sandra und Kevin haben sich in der Studienzeit kennengelernt. Sie fanden sich sympathisch, haben sich verliebt und gemerkt, dass sie sich ideal ergänzen. Sie haben Zukunftspläne geschmiedet, und schließlich geheiratet. Sie waren sich einig: zuerst Karriere, dann Hausbau, dann Familienplanung. Aber es kam anders als gedacht. Der Hausbau hat sich verzögert und wurde wesentlich teurer. Beruflich ist es auch nicht so gelaufen wie gewünscht: Sandra hat die Arbeit keinen Spaß mehr gemacht. Kevin musste immer öfter auf Dienstreisen. Auf seine netten Kolleginnen wurde Sandra eifersüchtig. Sie haben immer häufiger gestritten. Statt Zärtlichkeiten gab es Vorwürfe. Es war kaum mehr möglich „vernünftig“ miteinander zu reden. Argumente der einen Seite wurden von der anderen sofort als Bedrohung empfunden.
Es schien fast so, als hätten sie den idealen Partner gefunden, der bestmöglich verletzen kann, der am besten weiß, wo die wunden Punkte sind. So konnte es nicht weitergehen.
Kevin und Sandra hatten das Glück einen guten Paartherapeuten zu finden.
Dort lernen sie wieder aufmerksamer mit sich und dem anderen umzugehen und ihm nicht die Schuld für alles in die Schuhe zu schieben. Sie entdecken schädliche Sätze wie zum Beispiel „Wegen Dir bin ich unglücklich.“ Oder: „Du bist schuld dass es mir schlecht geht.“ Den anderen für sein eigenes Glück oder Unglück verantwortlich zu machen ist tatsächlich Gift für eine Beziehung. Sandra und Kevin merken, was sie in ihrer Anfangszeit als ideale Ergänzung erlebt haben, hat verhindert, dass sich der Einzelne in der Beziehung weiterentwickelt hat. Bei manchen Paaren kann eine klare Arbeitsteilung über viele Jahre stabilisierend sein, wie zum Beispiel Beruf und Geldverdienen einerseits und Familie und Haushalt andererseits. Bei Sandra und Kevin ist das nicht so eindeutig. Beide sind berufstätig. Doch Sandra investiert deutlich mehr in die Beziehung, sorgt für gemeinsame Zeiten und Erlebnisse. Kevin macht mit, eher passiv. Sandra deutet dies als Desinteresse und beginnt dann an Kevins Liebe zu zweifeln. Er fühlt sich missverstanden. Was Sandra und Kevin ursprünglich als ideale Ergänzung erlebten ist inzwischen zum Fluch geworden. Diese Art der „Arbeitsteilung“ funktioniert nicht mehr.
Und jetzt? Kevin lernt seine Frau mit kleinen Aufmerksamkeiten zu überraschen und Sandra lässt Kevin den nächsten Urlaub organisieren, obwohl das die letzten Jahre immer ihre Aufgabe war.
Den anderen für sein Glück verantwortlich zu machen ist Gift für eine Beziehung

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