Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Diese Leute sind schlecht. Sie haben bei uns nichts verloren. Das kann man denken, wenn man von kriminellen jungen Männern hört, die Frauen belästigen und Handys klauen. Man kann das auch denken, wenn man die Bilder der grölenden Menschen sieht, die Flüchtlinge in einem Bus beschimpfen und bedrohen. Oder, ganz anderes Beispiel, wenn Eltern ihre Kinder verwahrlosen lassen und misshandeln. Solche Menschen haben bei uns nichts verloren.

Aber kann man das Böse aus der Welt schaffen, wenn man „solche Leute“ abschiebt: ins Gefängnis, wenn sie zB aus Stuttgart sind oder aus dem Schwarzwald? Oder ins Ausland, dahin, wo sie hergekommen sind, wenn es sich um Migranten handelt? Man zeigt gern mit dem Finger auf die anderen, auf „solche Leute“. Dann ist man selber irgendwie fein raus. Die anderen, die sind schlecht. Sind schuld, dass es immer schlimmer wird in der Welt.

Jesus hat das anders gemacht. Zu ihm hat man eine Frau gebracht, die man beim Ehebruch ertappt hatte (Joh 8, 1-8) Die Männer, die sie vorgeführt haben, die wollten sie steinigen. Damals waren die Gesetze so. Wer so was tut  hat bei uns nichts verloren, haben die Leute  auch damals gedacht. Wenn wir hier nicht drastisch durchgreifen, dann werden andere es genauso machen. Solche wie diese Frau müssen weg.

Ich verstehe das sogar . Und ich gebe zu: Das hat was, so zu denken. Wer Unrecht tut, muss lernen, dass das Konsequenzen hat. Trotzdem macht Jesus etwas anderes: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!“, sagt er. Und alle, die gerade noch so entrüstet waren, lassen ihre Steine fallen und gehen betreten davon.

Nun glaube ich nicht, dass das alles Ehebrecher waren. Aber ihnen ist eingefallen, wo sie Dreck am Stecken haben. Da mussten sie ihre Steine fallen lassen. Was fällt mir ein, wenn ich an mich und meine Schuld denke? Vielleicht: Warum habe ich mich nicht gekümmert um die überforderten Eltern nebenan? Oder, anderes Beispiel: Würde ich zustimmen, wenn man mir sagt: Deutschland muss Milliarden in die Flüchtlingslager im Nahen Osten investieren? Und die Waffenexporte müssen aufhören, an denen viele gut verdienen?

Sind wirklich nur die anderen schuld, wenn unsere Welt nicht so ist, wie sie sein sollte? Oder haben Sie und ich nicht auch unseren Anteil?
Ja, aber die Frau, sagen Sie jetzt vielleicht. Die Ehebrecherin. Soll man darüber einfach hinwegsehen, was jemand getan hat? Nein, natürlich nicht! „Ich verurteile dich nicht“, sagt Jesus zu ihr gesagt. „Aber sündige nicht wieder!“

Das Böse aus der Welt schaffen – das wird nicht gelingen. Aber Menschen können sich ändern. Die mit den Steinen auch. Was muss getan werden, damit das gelingt? Was meinen Sie?

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