Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute Abend treffen sich Frauen, um gemeinsam zu beten. Frauen auf der ganzen Welt. Genauer gesagt sind es nicht bloß Frauen; eingeladen sind seit etlichen Jahre alle, Männer und Frauen und Kinder. 

In diesem Jahr steht Kuba im Mittelpunkt. Kuba ist ein Land, das oft von sich Reden gemacht hat. Gerade in letzter Zeit. Papst Franziskus war schon zweimal dort. Er weiß, dass dort Gegensätze aufeinander prallen: Das Land ist sozialistisch und die katholische Kirche ist stark. Die Menschen haben Freude am Leben und sind doch bislang isoliert gewesen auf ihrer Insel. Franziskus sucht diese Gegensätze, weil er sie vermitteln will. Und das gelingt ihm. So wie unlängst bei seinem Treffen mit Kyrill, dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche.

Die Menschen, die sich heute Abend treffen, beten für die Menschen, die in Kuba leben, für ihre persönlichen Nöte und auch die politischen Probleme des Inselstaats. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion steckt das sozialistische Land in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. Und die hat Konsequenzen. Die jungen Leute laufen davon und suchen ihr persönliches Glück und einen Beruf mit Zukunft woanders. Für die Kubanerinnen wird die Last immer größer, die ohnehin schon auf ihren Schultern ruht. Sie machen den Haushalt, kümmern sich um die Kinder, pflegen die Alten und Kranken. Und die Männer ... sind ihnen gleich gestellt; aber eben nur auf dem Papier. 

Das Motto des Weltgebetstags heute lautet: Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf. Jesus hat diesen Satz einmal zu seinen Jüngern gesagt, als er bemerkt hat, dass denen die anwesenden Kinder lästig sind. Diese Last kennt man in Kuba auch. Die Jüngeren sind unbequem, weil sie den Mund aufmachen. Sie liegen den Alten finanziell auf der Tasche. Sie machen vieles anders und das irritiert. Aber wie soll es in Kuba weiter gehen ohne die, die nachkommen? Es ist eine Binsenweisheit, dass die Jüngeren die Zukunft sind. Und dass sich in ihrer unbekümmerten Art häufig das Leben und Glück zeigt, das sonst häufig fehlt.

Auch darum werden die Frauen und Männer beten, die heute Abend in den Kirchen und Gemeindehäusern zusammen kommen: um ein gutes Leben, um mehr Gerechtigkeit für die Menschen in Kuba. So ein Gebet verbindet und erweitert den Horizont.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21523
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