Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Als Hund ist mein Hund eine Katastrophe, aber als Mensch ist er einfach unersetzlich“, vom ehemaligen Ministerpräsident Johannes Rau stammt dieser Spruch – ich wusste gar nicht, dass er einen Hund hatte. „Als Hund ist mein Hund eine Katastrophe“, das könnte ich voll unterschreiben. Auch unser Hund hat im Urlaub den Einbrecher wahrscheinlich noch freundlich begrüßt – als Wachhund eine echte Katastrophe.

Aber interessant ist vor allem der zweite Teil: „als Mensch ist mein Hund einfach unersetzlich.“ Hunde können zwar nicht sprechen und verstehen auch nur, was sie wollen. Aber ich habe schon erlebt, dass mein Hund meine Gefühle spürt: Wenn ich traurig bin, legt sich mein Hund dicht an meine Füße. Das tut einfach gut. Muss man dabei viele Worte machen? Nein. Oftmals reicht das stille Zuhören und Mitfühlen völlig aus. Viele Menschen sprechen mit ihren Hunden, erzählen, was ihnen so auf dem Herzen liegt. Verrückt? Nein, denn es tut gut, sich Dinge vom Herzen zu reden und dabei jemanden zu haben, der zuhört, den Mund hält und vor allem Zeit hat.

„Als Hund ist mein Hund eine Katastrophe, aber als Mensch ist er unersetzlich“. Hat Johannes Rau damit nicht auch den Wunsch ausgedrückt, dass mehr Menschen Zeit haben für andere? Ich mache immer wieder Besuche bei anderen Menschen. Dabei habe ich mir früher immer überlegt, was ich da so sagen sollte. Heute weiß ich: es ist wichtig, dass ich Zeit habe, Zeit zum Zuhören und wenn es nur eine Stunde ist. Die Länge ist gar nicht entscheidend, sondern dass ich ganz da bin – auch mal ohne mein Handy, das dazwischen dreimal klingelt. Manchmal brauchen wir einfach jemand, mit dem wir wirklich reden können, der uns auch antwortet – der aber gar nicht alle Antworten haben muss. Oft helfen mir auch gute Fragen, selbst die Antwort zu finden.

Am Ende eines solches Gespräches frage ich meistens, ob ich noch mit uns beten darf. Für mich ist ein solches Gebet dann eine große Hilfe, denn ich kann mit all meinen Fragen, Sorgen und Nöten zu Gott kommen. Das tut mir wirklich gut. Und dann steht auf einmal mein Hund neben mir und zeigt mir mit seinen großen Augen: Jetzt ist es mal wieder Zeit rauszugehen, an die frische Luft, denn auch das ist wichtig.

 

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