Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Kirchenmusik ist mir oft zu brav. Viele alte Kirchenlieder sind so. Und auch die neuen Lieder, die im Gottesdienst oft von einer Band begleitet werden, klingen irgendwie zahmer und glatter als die Musik außerhalb der Kirchenmauern.
Rau und ungeschliffen klingt es dagegen, wenn Marc Ford seine elektrische Gitarre spielt. Es klingt gar nicht nach Kirchenmusik. Und doch spielt Marc Ford jeden Sonntag in seiner Kirche in Kalifornien im Gottesdienst und singt Gebete an Gott.
Das war nicht immer so. In den 90er Jahren war Marc Ford mit der Rockband The Black Crows sehr erfolgreich. Er hat in Stadien und großen Hallen gespielt und Millionen von Platten verkauft. Marc hat dabei viel Geld verdient und das Leben eines Rockstars geführt – mit jeder Menge Drogen, Alkohol und wilden Partys.
In einem Interview erzählt Marc, dass er irgendwann so nicht weiter machen wollte. Er hat die Black Crows verlassen. Später hat er auch eine Entziehungskur gemacht und ist von den Drogen los gekommen. Und: Er hat angefangen, in die Kirche zu gehen. Er hat die Geschichten aus der Bibel gern gehört und fand auch Jesus beeindruckend, sagt er.
Trotzdem ist Marc in der Kirche mehr so eine Art Zuschauer geblieben. Er hat Angst davor gehabt, ein ganz anderer Mensch werden zu müssen, sagt er. Marc Ford wollte aber kein völlig anderer werden. Vor allem wollte er sein geliebtes Gitarrenspiel nicht aufgeben.
In einem Gottesdienst – so erzählt er – hat Marc dann aber schlagartig begriffen, dass Gott das gar nicht von ihm verlangt. Er hat erkannt: Glauben heißt Gott ganz vertrauen. Und dazu muss man seine Gitarre nicht an den Nagel hängen. Und so ist Marc Ford Musiker geblieben und hat auch seine Art zu spielen nicht geändert. Aber wann immer er Zeit hat, spielt er jetzt auch im Gottesdienst in seiner Kirche. Wenn er seine gesungenen Gebete zum Himmel schickt, fühlt er sich „eingetaucht in Gottes Liebe“, wie er es formuliert. Er sagt: „Es gibt nichts Besseres“.
Ich mag Marc Ford. Weil seine Musik so ehrlich ist. Wenn er singt und Gitarre spielt, dann klingt es nicht geschönt oder poliert, sondern rau und brüchig wie das Leben. Wenn ich ihn höre, merke ich: Der Glaube hat etwas zu tun mit dem wirklichen Leben. Und ich denke, genau da - in ihrem wirklichen Leben – möchte Gott den Menschen begegnen. Deshalb ist er Mensch geworden.
Ich finde deshalb: Marc Fords Musik ist in gewissem Sinn Weihnachtsmusik: Rau ist es zugegangen, als Jesus im Stall zur Welt gekommen ist, und ungeschliffen war die Krippe, in die man ihn gelegt hat. Genau wie Marc Fords Musik.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21166
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