SWR1 3vor8

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Die Konflikte, die Kriege und der Terror in der Welt – das kommt alles von der Religion, heißt es oft. Ich glaube nicht, dass das stimmt. Die großen Kriege des vergangenen Jahrhunderts und der Terror – die Nazis und Stalin - die hatten mit Religion nichts zu tun. Trotzdem behaupten viele unbeirrt: Die schlimmen Konflikte kommen von den Religionen.
Ich finde aber, gerade der Feiertag heute zeigt für uns Christen: Der Glaube trennt nicht. Er verbindet. Die Bibel erzählt: Drei Gelehrte aus dem Morgenland, irgendwo aus dem Irak vielleicht oder aus dem Iran, haben den neu geborenen Jesus gefunden und erkannt: Hier ist Gott zur Welt gekommen. Mitten im Leben, das nun einmal ist, wie es ist. Da lässt Gott seine Menschen nicht im Stich. Denn er will, dass sie in Frieden gut miteinander leben. Er selbst zeigt durch diesen Jesus, wie das gehen kann.
Die damals Jesus begegnet sind, denen ist klar geworden: Er ist nicht nur für die Juden gekommen. Auch nicht nur für die Christen. Gott kennt keine Grenzen. Alle Menschen haben „Anteil an der Verheißung. Denn durch die gute Nachricht gehören auch sie zu Jesus Christus.“ (Eph 3,6) So hat Jahre später Paulus das an die Menschen in Ephesus geschrieben. Heute wird in den evangelischen Gottesdiensten darüber gepredigt. Ephesus liegt übrigens in der heutigen Türkei und die Menschen dort in der Hafenstadt kamen aus aller Herren Länder.
Viele allerdings sehen das anders. Nationen ziehen Grenzen gegen die anderen. Die da drüben – die gehören nicht zu uns. Religionen grenzen sich gegeneinander ab. Die anderen – die haben Gott nicht richtig verstanden. Die gehören nicht zu uns. Menschen grenzen sich ab. Sie fürchten, von den anderen erdrückt zu werden. Oder sie versuchen, sich gegenseitig zu überzeugen. In der Vergangenheit oft auch mit Gewalt, leider. So entstehen Konflikte – das ist wahr.     
Aber zu Weihnachten hat Gott sein Geheimnis gelüftet: Er ist für alle Menschen auf die Welt gekommen. Damit sie in Frieden zusammen leben können.
Wir können die Menschen dieses Geheimnis verstehen? Ich glaube, erstens können und sollen und dürfen wir Christen davon reden. Gott ist für alle Menschen da. Zweitens können und sollen und müssen wir zeigen, wie die Welt besser wird und man gut zusammen leben kann. Wie sollen andere glauben, dass Gott für alle da ist, wenn wir Christen Menschen erster und zweiter Klasse unterscheiden? Wenn wir zulassen, dass die einen sich alles leisten können und anderen nichts zum Leben bleibt? Und drittens: Dass Menschen das glauben, hat niemand in der Hand. Gott zeigt sich und gibt sich zu erkennen. Ohne unser Zutun. Ich finde: Wir sollten ihm nicht im Weg stehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21165
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