SWR1 3vor8

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Wir führten ein Leben voller Bosheit und Neid… und hassten einander. Doch dann erschien die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes und hat uns gerettet. (Titus 3, 3b.4)
Das sind zwei Sätze aus dem Bibeltext, über den heute in den evangelischen Gottesdiensten gepredigt wird.
Das erste verstehe ich nur zu gut. Menschen hassen einander. Die Islamisten hassen, was aus dem Westen kommt. Und viele, die Angst haben, Opfer von Terror zu werden, hassen zurück. Wenn Vater und Mutter sich trennen und um die Kinder streiten – dann wird der Hass immer größer und verdrängt alle Vernunft. „Wir haben einander gehasst.“ Dieser Teil des Predigttextes kommt mir bekannt vor.
Aber wie ist es mit dem anderen? „ Doch dann erschien die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes und hat uns gerettet.“ Wie bitte? möchte ich am liebsten nachfragen. Der das geschrieben hat: Hat der denn nicht gesehen, wie es zugeht in der Welt? Auch damals, als Jesus geboren wurde. haben Menschen einander gehasst.
Aber mittendrin in solchen Zeiten wird ein Kind geboren. Und die das miterleben begreifen: Gott selbst ist jetzt hier. In der Welt. Mittendrin. Gottes Güte und Menschenfreundlichkeit. Mitten unter uns. Jedes Kind bringt die Botschaft, dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat. (Rabindranath Tagore)
Vielleicht ist es das. Vielleicht kann mich das wirklich retten in meinem griesgrämigen Pessimismus. Gott ist trotzdem zur Welt gekommen. Damals, in Bethlehem im Stall. Er hat die Welt nicht aufgegeben. Er gibt mich nicht auf. Es kann anders werden. Der Hass kann aufhören. Wenn ich aufhöre zu hassen. Die Armut kann weniger werden. Wenn ich von dem abgebe, was ich im Überfluss habe. Meine Sorge kann weniger werden: wenn ich darauf vertraue, dass Gott mich nicht im Stich lassen wird.
Jesus, das Kind, das damals geboren wurde, hat später gesagt und gezeigt, wie es gehen könnte: Er war für die Menschen da, die Hilfe brauchten. Nicht bloß für die, die freundlich zu ihm waren. Auch nicht bloß für die mit dem richtigen Glaubensbekenntnis. Er hat vorgemacht: Wenn ihr teilt, was da ist, reicht es für alle. Er hat getröstet und aufgerichtet, die nur noch Schwierigkeiten sehen konnten.
Die Menschenfreundlichkeit Gottes ist erschienen: In Bethlehem im Stall. In Jesus, dem Menschen, der gezeigt hat, was Menschlichkeit ist.
Es könnte sein, dass das unsere Rettung ist. Einer meiner Lehrer hat manchmal gesagt: „Wir haben schon so vieles probiert, vielleicht sollten wir es mal mit dem Christentum probieren!“ Und ich frage: Vielleicht wäre das unsere Rettung?!

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