SWR1 3vor8

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Joh 1,1-18

Heute ist noch mal Weihnachten. Zumindest in den katholischen Gottesdiensten.  Denn dort wird heute noch mal das Weihnachtsevangelium vorgelesen. Nein, nicht die Geschichte von Bethlehem, der Krippe und dass in der Herberge kein Platz für sie war. Das ist die Weihnachtsgeschichte, die beim Evangelisten Lukas steht. Auch nicht die Geschichte von den Heiligen Drei Königen, diese Geschichte erzählt der Evangelist Matthäus. Nein, heute wird die vorgelesen, die der Evangelist Johannes an den Anfang seines Evangeliums stellt. Obwohl eine richtige Geschichte ist es nicht. Also keine echte Story, die man erzählen könnte. Es ist eher ein philosophischer Text: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. ….. und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Der Philosoph Johannes erzählt keine Geschichte, sondern er meditiert, er philosophiert über das Weihnachtsgeschehen. Gott ist für ihn das Wort, das es von Anfang an gibt und dieses Wort fährt ins Fleisch mit der Geburt dieses Jesus von Nazareth. Sicherlich kann man die Geschichten eines Lukas und eines Matthäus besser erzählen, die kann man malen, die sind anschaulicher; philosophische Texte haben immer etwas Abstraktes. Dafür wird die eigentliche Botschaft aber in sehr klaren und einfachen Sätzen formuliert ohne schmückendes Beiwerk, ohne Sternenglimmer und Engelsgesang. Und die ganz einfache Botschaft von Weihnachten lautet: Gott wird Mensch. Mit den Begriffen eines Johannes: Das Wort ist Fleisch geworden. Und das nicht nur punktuell, damals vor 2000 Jahren in einem Stall in Bethlehem, sondern generell, für immer. Gott wird Mensch und sagt so Ja zum Menschen und zwar nicht abstrakt, sondern ganz konkret zu jedem von uns. Der Theologe Karl Rahner sagt dies so: „Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt hineingesagt, ein Wort, das nicht mehr rückgängig gemacht werden kann,…weil es Gott selbst in der Welt ist. Und dieses Wort heißt: Ich liebe dich, du Welt und du Mensch. Ich bin da, ich bin bei dir. …Es ist Weihnacht, die bleibt in Ewigkeit.“*

 

* zitiert nach: Der andere Advent 2015/16. 24.12. Heiligabend. Hg: Andere Zeiten e.V.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21158
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