Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Kann ich damit glücklich werden, dass ich Durchschnitt bin? Normaler und durchschnittlicher als ich es mal erträumt habe?
Vielleicht kennen Sie auch dieses Gefühl? Hätte aus meinem Leben nicht doch mehr werden können? Meine Träume waren mal größer.
Ich bin normal. Streng, könnte man auch „mittelmäßig“ sagen. Kann ich mit so einer Bilanz trotzdem mit mir ins Reine kommen, zufrieden sein, glücklich?
Kann man glücklich sein, wenn man erkennt: Ich bin so einer wie der „Josef“ in der Weihnachtsgeschichte?
Der hatte vermutlich auch andere Träume von seinem Leben. Oder glauben Sie, er hat davon geträumt, Vater eines Kindes zu sein, von dem er nicht der Vater war? Er hat dieses Kind trotzdem angenommen als sozialer Vater. Weil ihm ein Engel gesagt hat: Josef, Du machst dich jetzt nicht vom Acker. Mit Gottes Hilfe stehst Du drüber, wenn die Leute sich das Maul zerreißen über Dich.
Und dann weiter: Glauben Sie, Josef hat davon geträumt, dass er mit seiner Verlobten und dem Kind flüchten muss vor seinem Landesherrn, weil der dieses Kind umbringen will?
Dann ist er wieder daheim, schafft und kümmert sich. Und gerät in den Hintergrund. Die anderen, die Mutter und der Sohn werden wichtiger.
Ich stelle mir vor: Manchmal hatte Josef das Gefühl: Ich liebe diese Frau mehr als sie mich. Sie braucht so viel Liebe für ihren Sohn. Und der Junge tut Dinge, bei denen man als normaler Mann nicht mitkommt.

Ich muss mich damit abfinden, dass ich nicht zu Höherem berufen bin. Wie Josef sehe ich ein. Ich bin normal, Mittelmaß.
Kann ich damit glücklich werden? Wenn ich nicht die erste Geige spiele. Meinen Beruf gut kann, aber nicht überragend? Ich glaube, wenn einem gelingt, was Josef gelingt: Dann geht das. Dann kann man glücklich werden Wenn man begreift, so ist es „richtig“ und „gut“.
Ich bin nichts Besonderes, aber um mich herum geschieht Besonderes. Ich bin Teil von etwas Großem. Ich bin dabei. Auch über mir öffnet sich der Himmel weit. Und der ist nicht leer, sondern Gott ist auch für mich. Die große Rolle ist meine nicht. Ich bin da, wenn es praktisch wird, wann man mich braucht im Alltag. Wenn es nicht aufs schwätzen ankommt, sondern aufs anpacken. Wenn es darum geht, zu den anderen zu halten.
Ich muss selbst nicht „die Lichtgestalt“ sein, und kann trotzdem glauben: Gott leuchtet auch in mir und aus mir. Ich bin Teil von etwas Besonderem. Von Gottes Geschichte.
Wie wird einer wie Josef glücklich? Wenn er nicht jammert, sondern sein Gutes tut.

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