Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Gehören Sie auch zu den Menschen, denen vor der Familienfeier an Weihnachten mulmig ist? Vielleicht gar graust? Die denken: Wenn man dieses Ritual nur beerdigen könnte?‘
Der Werbespot einer Lebensmittelkette spielt das sehr emotional, drastisch durch. Mich hat er berührt und ich denke: „Zu Weihnachten heimkommen“ ist doch mehr als Ritual. Und wenn es nur noch Ritual ist, lasst uns wieder mehr daraus machen.
Der Werbespot erzählt von einem alten Mann: Witwer, alleinstehend. Die Kinder sind erwachsen, erfolgreich, ihre Berufe haben sie in alle Welt geführt: China, USA. Und so schaffen sie es dieses Jahr wieder nicht, an Weihnachten zu kommen. Sie schicken herzliche Grüße, schriftlich, telefonisch. Grüße als Absage. Der Vater bleibt allein an der großen Tafel.
Schnitt: Wenige Tage später erreicht die Kinder die Anzeige: „Vater ist gestorben.“ Selbstverständlich kommen sie jetzt zur Beerdigung. Erschrocken, voller Schuldgefühle. Als sie mit schweren Herzen in die leere Wohnung kommen, ist  der Tisch noch weihnachtlich gedeckt. Plötzlich tritt der Vater aus dem Nebenzimmer. Entschuldigend sagt er: „Wie hätte ich Euch denn sonst alle zusammen bringen sollen?“ Der Film endet mit einer sehr fröhlichen Feier.
Wie gesagt, ziemlich drastisch dieser Werbespot. Trotzdem, mich hat er berührt: Weihnachten in der Familie kann mehr sein als Ritual. Ich weiß doch nicht, wie oft wir noch zusammen sein können. Und in jedem Zusammenkommen steckt auch die Chance, neu zusammen zu finden. Gerade wenn es die letzten Male vielleicht nicht so gut geklappt hat.
Darum finde ich sehr wichtig, dass man den Kern von Weihnachten nicht vergisst: Gott ist in dem Kind Jesus mitten in unserem Leben angekommen. Bei Kindern und Alten. Enkeln, Müttern und Opas. Gott ist für uns da: Liebe verbindet, sie kann Wunden sogar heilen.
Davon erzählt auch eine biblische Geschichte, die um die Geburt Jesu herum passiert ist. Da geht es um einen alten Mann. Simeon hat sein Leben lang gewartet und gehofft. Auf den Trost Gottes. Inzwischen ist er alt und allein. Und dann erlebt er es doch noch. Sie legen ihm den neugeborenen Jesus in die Arme. Und tief bewegt sagt der alte Herr: „Jetzt kann ich in Frieden gehen, denn meine Augen haben den Heiland gesehen.“ In Simeon wird etwas heil. Er weiß, wenn Gott in der Welt ist, dann hat sie Zukunft. Und er selbst kann in Ruhe gehen.
Gottes Nähe kann heilen. Manchmal spüre ich das an Weihnachten auch in der Familie. Wenn man zusammen findet, Zuneigung wirken lässt. Auch so kommt Gott nahe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21082
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