Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Maria hat es schwer. 2015 im Dörfchen Ljusaker genauso wie vor 2000 Jahren in Bethlehem. Das zeigt der neue schwedische Spielfilm „Wie auf Erden.“
Da sieht man Lena. Die Geburt ist bei ihr schon im Gange. Aber die Hebamme steckt fest im Schneesturm und kann nicht kommen. Als Geburtshelfer bleibt nur der Pfarrer, aber der ist betrunken vor lauter Verzweiflung. Auch einen Ersatzvater gibt es nicht, der Lena beistehen würde. Maria damals hatte wenigstens den Josef.
Aber Lena kriegt ihren kleinen Jakob doch irgendwie. Ein Wunder, ein Kind unter solchen Umständen auf die Welt zu bringen.
Ich habe bei dem Film gespürt, es ist jedes Mal ein Wunder, wenn ein Kind auf die Welt kommt. Jede Geburt hat was von Weihnachten. Gott macht die Welt wieder ein Stück neu. Und jedes Kind stellt uns auf die Probe: Kriegen wir es hin als Mütter und Väter, als Brüder und Schwestern, als Opa oder Oma? Kriegen wir es hin, einem Kind die Liebe zu geben, die es braucht, die es verdient? Weckt so ein Neugeborenes in mir wieder den Instinkt, dass nichts wichtiger ist als das Leben?
Diese Gedanken hat der Film „Wie auf Erden“ bei mir ausgelöst. Gerade ist er in die Kinos gekommen.
Für mich ist das ein Weihnachtsfilm: Wie vor 2000 Jahren für Maria und Jesus ist das Leben schwer für Lena und ihren kleinen Jakob. Aber der Film erzählt auch von dieser Kraft, die Maria damals gespürt hat. In der Bibel wird sie so beschrieben:
„Alles in mir jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter.
Denn er wendet sich mir zu, obwohl ich nur seine unbedeutende Dienerin bin. ..Von jetzt an werden mich alle Generationen glückselig preisen. Denn Gott, der mächtig ist, handelt wunderbar an mir.“(Lukas 1,47ff)
Genau wie Maria ist Lena eine einfache Frau, Kassiererin im Supermarkt. Viele versuchen sie klein zu halten, wie unbedeutend sie sei im Vergleich mit ihnen.
Aber nicht mit Lena: Sie verspricht ihrem kleinen Sohn: „Du sollst nicht in einem Dorf aufwachsen, wo man nichts auf sich halten darf.“
Für mich ist das ein Weihnachtssatz: Denn in jedem Mensch steckt ein kleiner Gottessohn und eine kleine Gottestochter. Wir können groß werden und was auf uns halten. Und auch als Erwachsene sind wir wer. Nicht nur die, die das sowieso meinen. Auch die Blassen, die in der zweiten Reihe.
Und so gelingt Lena das Unmögliche: Am Schluss singt das halbe Dorf in der Kirche unter ihrer Leitung das große Halleluja von Händel.
„Halleluja“: Gott sei Dank darf jeder Mensch was auf sich halten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21080
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