SWR1 3vor8

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Ich gebe immer alles. Denn ehrlich gesagt: Ich mache mich oft vom Urteil anderer abhängig. Ich möchte, dass sie mit mir zufrieden sind. Dass sie mich mögen. Meine Arbeitskolleginnen und -kollegen. Meine Freunde. Natürlich auch meine Familie. Deswegen hänge ich mich rein. Möchte alles möglichst gut machen. Und das kostet mich unheimlich viel Kraft.
Das hat auch Paulus irgendwie beschäftigt. In seinem Brief an die christliche Gemeinde in Korinth lässt er sich ins Herz schauen. Die Korinther sind ihn wohl kritisch angegangen. Haben sich vielleicht gewünscht, dass er manches anders macht. Aber Paulus sagt: „Das ist mir doch egal. Menschen können nur wahrnehmen, was sie sehen können. Gott aber sieht auch die verborgenen Dinge. Und eines Tages kommt das alles auf den Tisch. ‚Dann wird jeder von Gott gelobt werden, wie er es verdient’“ (1Kor 4,5d). Über diese Sätze von Paulus wird in den in den evangelischen Gottesdiensten am 3. Advent gepredigt.
Ich finde, da steckt viel Lebensklugheit drin: Anscheinend war auch Paulus nicht immer zufrieden mit sich selbst. Aber er hat etwas entdeckt, das ihm hilft: Er ist davon überzeugt, dass Gott jeden Menschen wichtig findet. Und er glaubt: Es wird eines Tages jeder von Gott so gelobt werden, wie er es verdient. Gott sieht, was im Verborgenen alles gelaufen ist. Er sieht auch die scheinbar unwichtigen Dinge. Und: Egal, was gut lief. Egal, was schlecht lief. Gott wird eines Tages jeden Menschen loben. Ganz so, wie er oder sie es verdient.
Das ist so grundpositiv. Ich sehe bei mir eher die Dinge, die nicht gut sind. Gott scheint da einen anderen Zugang zu haben. Zumindest, wenn ich Paulus glaube. Dann sieht mich Gott nämlich grundpositiv an. Er wird mich loben. Egal, was andere über mich sagen. Sogar egal, was ich über mich denke. Gott wird mich loben. Das wertet mich wirklich auf. Denn es hängt nicht davon ab, was ich mache. Oder was ich kann. Und erst recht nicht davon, was mir gelingt. Ich werde mir das jetzt öfter sagen: Gott wird mich loben. Das setzt bei mir Energie frei. Denn ich gebe dann nicht mehr alles, weil ich Wertschätzung brauche. Die bekomme ich schon von Gott.
Ich muss mir das immer wieder klar machen. Und dann verändert sich auch etwas in meinem Leben. Dann werden mir nämlich andere Dinge wichtig. Ich mache dann nicht mehr übertrieben das, wofür mich andere gut finden. Ich mache, was für mich wertvoll ist. Zum Beispiel mit meinen Kindern spielen – gerade jetzt, in der Adventszeit. Denn ich glaube: Auch dafür wird mich Gott loben.

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