Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Kleines Rätsel am frühen Morgen: Was ist Präsentismus? Bis vor kurzem war mir dieses Wort auch unbekannt. Präsentismus ist das Gegenteil von „blau machen“ oder „krank feiern“. Also wenn Menschen krank zur Arbeit gehen. Das heißt im Job präsent sind obwohl sie sich nicht wohl fühlen, Fieber haben oder Schmerzen. Nach einer Studie macht das jeder Dritte mindestens einmal im Jahr – krank zur Arbeit gehen. Am häufigsten die sogenannte „Rush Hour Generation“, das ist die Generation der 30-40jährigen, die durch Karriere und Familie am meisten belastet ist. Dabei ist es gefährlich für die Gesundheit, Dinge nicht richtig auszukurieren. Und außerdem ist es nachgewiesen, dass Menschen, die krank zur Arbeit gehen sogar die Produktivität ihres Betriebes schwächen. Warum machen es dann so viele? Da mag die Sorge um den Arbeitsplatz eine Rolle spielen oder die Angst vor dem Chef. Oder die Aussicht darauf, dass sich die Arbeit während der Abwesenheit so anhäuft, dass das noch schlimmer wäre als krank zu arbeiten. Oft ist auch die Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen der Grund krank zur Arbeit zu gehen. Weil für sie die Arbeit noch mehr wird, wenn jemand ausfällt. Und manchmal ist es auch der Glaube man sei unersetzlich und ohne einen würde der Laden nicht laufen. Alles so verständliche wie nachvollziehbare Gründe, aber: mein Arbeitsplatz wird auch nicht sicherer, wenn ich mich nicht richtig auskuriere und dadurch noch länger krank bin. Und auch den Kolleginnen und Kollegen bringt es nichts, wenn ich mich krank durch die Arbeit schleppe und sie vielleicht auch noch mit meiner Erkältung anstecke.

Und der Chef sollte sich lieber um die Gesundheit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern, denn wenn es ihnen gut geht,  geht es auch seinem Betrieb gut. Außerdem wird auch er irgendwann einmal krank werden wird.

Und schließlich, niemand ist unersetzlich. Und vielleicht tun ein paar Tage Auszeit ja nicht nur meinem Körper gut, sondern auch meiner Seele. Deshalb: mehr Mut zum Kranksein und sich auch richtig auskurieren und ausruhen wenn es nötig ist. Denn wie sagt der Volksmund: „Freude, Mäßigkeit und Ruh‘ schließt dem Arzt die Türe zu“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21005
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