Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Mariä Empfängnis“ steht heute in meinem Kalender, ein gesetzlicher Feiertag in Österreich und in Teilen der Schweiz. In Österreich sind vor ein paar Jahren dermaßen viel Leute zum Shoppen nach Deutschland gefahren, dass die Ladenschlusszeiten für diesen Feiertag geändert wurden. Seither darf an diesem Feiertag in Österreich eingekauft werden. Und seither ist das der Tag mit dem höchsten Umsatz im adventlichen Österreich. „Mariä-Shopping“ könnte man sagen. Nein, ich möchte kein Klagelied darüber anstimmen, dass die Mehrzahl der Menschen lieber ins Kaufhaus geht als in die Kirche. Wenn die Menschen durch Shoppen glücklich sind, dann sollen sie eben shoppen. Das ist ja auch eine Art von Empfängnis, wenn auch eine ganz andere als die, um die es heute in meinem Kalender geht. Und zwar geht es da um die Zeugung der Gottesmutter. Auch da will ich mich nicht um die Frage kümmern, ob nun die Großmutter Jesu ihre Tochter nun durch ganz normale menschliche Zeugung empfangen hat oder nicht. Wenn ich heute Mariä Empfängnis in meinem Kalender lese, dann denke ich an all die Frauen, die heute schwanger werden. Und an das Wunder, das dann geschieht. An diesen heiligen Moment, wenn ein Mensch entsteht. An das Glück, das man nicht selber machen kann. Und auch nicht kaufen, sondern nur empfangen.

Und dann denke ich auch an all die Frauen und Männer, die sich so sehr ein Kind wünschen und dieses Geschenk einfach nicht bekommen können. Ich denke an ihre lange Leidensgeschichte aus Hoffen, Bangen und Sehnen. An ihre vielen Enttäuschungen, an Geschlechtsverkehr nach Plan, an Sex, der Mittel zum Zweck, zur Pflicht oder gar zur Last werden kann. Wie schmerzlich muss es sein, wenn sie das Glück derer erleben, die ein gesundes Kind bekommen.

Und darum habe ich drei Wünsche an Mariä Empfängnis: Denen, die ein Kind bekommen werden, wünsche ich, dass es ihnen Leben, Freude und Sinn schenken möge.

Mein zweiter Wunsch: dass sie die nicht aus den Augen verlieren, die dieses Glück nicht erleben können.

Und mein dritter: den ungewollt kinderlosen Frauen und Männern, wünsche ich, dass sie sich irgendwann von ihrem Kinderwunsch lösen können und Menschen oder Aufgaben finden, die ihnen Leben, Freude und Sinn schenken.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21004
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